Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
wir möchten Euch auf folgende Informationen aufmerksam machen:
Termine: Lesetour von Tommy Orange
Tommy Orange (Cheyenne/Arapaho), geboren 1982 in Oakland, Kalifornien, hat am Institute of American Indian Arts studiert. Er zählt zu einer jungen indigenen Schriftstellergeneration aus den USA und Kanada, die mit alten Stereotypen hinsichtlich der Identität amerikanischer Ureinwohner bricht und weder die vergangen Mythen beschwört noch die historischen Ereignisse der Indigenen beschreibt. Mit seinem hochgelobten Debütroman „There There“ (2018; dt. „Dort dort“, 2019) schrieb er ein modernes Epos der amerikanischen Ureinwohner, in dem sich die Komplexität und Lebensverhältnisse indigener Identität im 21. Jahrhundert spiegeln. „There There“ folgt den Lebenslinien von zwölf Figuren, die mit ihrer Herkunft und ihrem Platz in der Gesellschaft hadern und schließlich zu einem großen Powwow in Oakland fahren, um ihre Traditionen zu feiern.
- September 2019, 19:30 Uhr im Literaturhaus Stuttgart
- September 2019, 20:00 Uhr im Kaufleuten, Zürich
- September 2019, 20:30 Uhr auf der Cap San Diego, Hamburg
- September 2019, 19:30 Uhr im Literaturhaus Köln
- September 2019, 20:00 Uhr im Literaturhaus München
- September 2019, 21:00 Uhr in der James-Simon-Galerie, Berlin
Buchpräsentation und Diskussion:
Der Uranatlas. Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters
Der Rohstoff für unsere Atomkraftwerke oder für die tödlichen Waffensysteme stammt in vielen Fällen vom Land indigener Völker – ob in Australien oder in Kanada. Während die Proteste gegen die atomare Gefahr in den 1980er Jahren weltweit Aktivisten auf die Straße trieb und nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima das Ende der AKWs näher gekommen schien, versucht heute die Atomlobby in den Diskussionen um den Klimawandel, die Gunst der Stunde zu nutzen und der Atomenergie als „sauberer“ Alternative zu den fossilen Rohstoffen zu einer Renaissance zu verhelfen.
Der Uranatlas, herausgegeben von der Nuclear Free Future Foundation, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Le Monde diplomatique, verdeutlicht die globale Dimension, das Risiko, den Widerstand gegen Uranabbau und Atomenergie. Der Uranatlas bietet Zugang zu einer komplexen Materie, die in der Öffentlichkeit kaum diskutiert wird.
Mit Alex Rosen (IPPNW), Makoma Lekalakala (Earthlife South Africa und Gewinnerin des Goldman Umweltschutzpreises 2018), Tadzio Müller (Rosa-Luxemburg-Stiftung) und Juliane Dickel (BUND).
Kampagne für Leonard Peltier
Am 12.09.2019 wird der seit 43 Jahren inhaftierte indigene politische Gefangene Leonard Peltier 75 Jahre alt. Seit langem verlangen Menschenrechtler in aller Welt seine Freilassung.
Lesung von Michael Koch (Leonard Peltier Support Group RheinMain) aus seinem Buch „Leonard Peltier – Ein Leben für den indianischen Widerstand“
Mahnwache vor der US-Botschaft
Klimastreik
Am 20. September 2019 entscheidet die deutsche Bundesregierung über ihre nächsten Schritte in der Klimapolitik.
Nachdem seit Monaten Kinder und Jugendliche unter dem Motto #FridaysForFuture den Schulbesuch bestreikten, um einen Wandel in der Klimapolitik einzufordern, ist nun am 20. September die gesamte Zivilgesellschaft aufgefordert, für eine nachhaltige Umwelt und Klimapolitik auf die Straße zu gehen. Ein sehr breites Bündnis – von Greenpeace bis „Omas gegen rechts“, vom Münchner Umweltinstitut bis zu Brot für die Welt – unterstützt die Kampagne, die in Städten in ganz Deutschland stattfindet. Die Aktion will auch ein klares Signal nach New York senden, wo vom 2. bis 13. Dezember 2019 der UN-Klimagipfel stattfindet, zu dem auch zahlreiche Indigene anreisen werden, denn sie zählen zu den besonderen Opfern des Klimawandels.
Info: https://www.klima-streik.org/
Fest der Solidarität
News: „Native American Presidential Forum“
Erstmalig trafen sich Bewerber für die amerikanischen Präsidentschaftswahl 2020 zu einem speziellen „Native American Presidential Forum“ am 19./20. August 2019 mit indigenen Vertretern. Organisiert wurde das Treffen in Sioux City, Iowa, vom National Congress of American Indians und dem Four Directions Team. Zu den Teilnehmern zählten neben der demokratischen Abgeordneten Deb Haaland (Pueblo) und dem ersten indigenen Bewerber Mark Charles (Dineh) zehn ausschließlich demokratische Kandidaten: Elizabeth Warren, Bernie Sanders, Amy Klobuchar, Kamala Harris, Steve Bullock, Julian Castro, Marianne Williamson, Joe Sestak, John Delaney und New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.
Letzterer begeisterten die Indigenen mit seiner Ankündigung, er werde als Präsident umgehend die Freilassung von Leonard Peltier veranlassen, was alle seine Vorgänger – gleich ob Demokraten oder Republikaner – verweigerten. Auch die Hoffnungen, Barack Obama würde den indigenen Aktivisten begnadigen, waren vergeblich.
Die Themen des Forums reichten von Pipelines, indigenem Wahlrecht bis zur Situation der Gewalt an indigenen Frauen (mehr im Coyote).
Benannt war das Treffen nach Frank LaMere (Winnebago), einem Aktivisten des American Indian Movement aus Sioux City, der als erster Indigener Mitglied des nationalen Konvents der Demokratischen Partei war. Frank LaMere (geb. 1950) starb im Juni 2019.
Das Forum ist online zu sehen: https://www.youtube.com/channel/UCeHbMlHDec5NmJfiQXMYGXQ
Selbstmorde im God’s Lake Reservat
Am 29. August 2019 erklärte Gilbert Andrews, Chief der God’s Lake First Nation im nördlichen Manitoba, den Notstand, nachdem sich vier Jugendliche das Leben nahmen (das jüngste Opfer war nur 12 Jahre alt) und in den letzten beiden Monaten weitere 22 Jugendliche einen Selbstmordversuch unternommen hatten. Wieder einmal sorgte eine Suizidwelle unter Indigenen für Schlagzeilen in Kanada.
Als Anfang Juni die Untersuchungskommission zur Gewalt an indigenen Frauen ihren Abschlussbericht vorlegte, sorgten sie für weltweite Aufmerksamkeit, als sie von einem „Völkermord“ an den Indigenen sprachen – und sie bezogen sich nicht allein auf die rund 4.000 Morde an indigenen Frauen, sondern kritisierten zugleich scharf die Lebensumstände, unter denen viele Indigene noch heute leben müssen und die zu denen hohen Selbstmordraten beitragen.
God’s Lake, 550 km nördlich von Manitobas Hauptstadt Winnipeg gelegen, ist ein typisches Beispiel für das Versagen der kanadischen Indigenenpolitik. Das Reservat mit seinen ca. 1300 Bewohnern ist eine der vielen „fly-in communities“, das heißt der Zugang ist ähnlich wie in Attawapiskat (Ontario), das ebenfalls für eine hohe Zahl an jugendlichen Selbstmorden berüchtigt ist, hauptsächlich nur über den Luftweg möglich. Die Folgen dieser Abgeschiedenheit sind gravierend: Lebensmittel sind extrem teuer, es mangelt an Infrastruktur und adäquaten Häusern, es gibt weder Jobs noch Perspektiven und zudem kaum medizinische, soziale oder psychologische Betreuung. Depressionen, Alkoholismus und Drogenmissbrauch sind weit verbreitet. Selbst die Schule befindet sich außerhalb des Reservats und in desaströsem Zustand. Die Indigenen bleiben sich selbst überlassen – nicht zum ersten Mal.
Chief Andrews forderte die Regierung zur Unterstützung auf, die Gemeinde brauche vor allem mehr Therapeuten, um der Krise zu begegnen. Insbesondere sei ein langfristiges Interventionsprogramm erforderlich, um Depressionen, Drogenmissbrauch und weitere Suizide zu verhindern.
Bereits im Januar 2019 hatte die Regierung angekündigt, die finanziellen Mittel zu erhöhen, um mit Förderprogrammen vor allem bessere Bildung und Schulausstattung zu finanzieren. Doch die Ergebnisse lassen auf sich warten.
Aberkennung indigener Landrechte in Australien
Während der Kampf der nordamerikanischen Indigenen um ihre Rechte noch gelegentlich internationale Aufmerksamkeit erfährt, nimmt die Öffentlichkeit meist kaum Notiz von der Situation der Aborgines in Australien.
Im August 2019 annullierte die Regierung der Provinz Queensland im Nordosten Australiens kurzerhand indigene Landrechte über ein Gebiet von 1.385 Hektar im Galilee Basin, denn in dem Gebiet will das Unternehmen des indischen Milliardärs Gaudami Adani die Carmichael Mine eröffnen, um die dortigen Kohlevorräte auszuschöpfen – bis zu 60 Millionen Tonnen jährlich. Insgesamt umfasst das Gebiet des Projekts mit geplanten sechs Tagebau- und fünf Untertagebauminen fast 450 Quadratkilometer. Mit einer neuen Bahnlinie soll die Kohle über 190 km – mitten durch traditionelles Land der Aborigines – zum Hafen von Abbot Point transportiert und nach Indien exportiert werden.
Umweltschützer fürchten die Auswirkungen der Mine auf das nahe gelegene fragile Great Barrier Reef und Wirtschaftsexperten warnen vor den Kosten für den australischen Steuerzahler, denn der Adani-Konzern, der für sein Projekt kaum private Geldgeber finden konnte, soll mit satten Subventionen aus dem australischen Haushalt gestützt werden, die sich auf umgerechnet rund drei Milliarden Euro belaufen könnten. Nach Vorlage des letzten „Umweltgutachtens“ erteilte die Regierung von Queensland nun die Genehmigung zu einem der größten Kohleprojekte der Welt – in 60 Jahren Betriebszeit sollen insgesamt 2,3 Milliarden Tonnen Kohle gefördert werden.
Als die Aborigines protestierten, mussten sie feststellen, dass Adani die ausschließliche Verfügung über das Galilee Basin erhielt, was den Indigenen nun den Zugang zu heiligen Stätten in diesem Gebiet verwehrt. Sie verlieren so den Zugang zu ihrem Land mit Artefakten, Grabstätten und Zeremonialstätten. Da sie über den Vorgang nicht informiert wurden, verweisen die Wangan und Jagalingou auf die UN-Deklaration der Rechte der indigenen Völker (2007) und den darin verankerten Grundsatz des FPIC (free, prior and informed consent), der besagt, dass keine Maßnahmen, welche Indigene und ihr Land betreffen, ohne deren vorherige Zustimmung getroffen werden dürfen. Doch die australische Regierung hat sich – wie Kanada, USA und Neuseeland – nach ursprünglicher Ablehnung erst 2009 zur UN-Deklaration „bekannt“ und offensichtlich deren Kerngehalt noch nicht wirklich akzeptiert.
Seit den ersten Plänen für die Carmichael Mine haben die Indigenen gegen das Kohleprojekt protestiert. Seit 2012 hat der Familienrat der Wangan und Jagalingou fünf Resolution gegen die Kohlemine verabschiedet und vor Gericht geklagt. Normalerweise bedarf es für solche Bergbauprojekte eines „Indigenous Land Use Agreement“, doch nun droht ihnen sogar die polizeiliche Räumung, sollten sie ihr traditionelles Gebiet betreten.
Unterdessen will die Regierung von Queenslands (wie bereits schon in den USA im Fall der Proteste gegen die Dakota Access Pipline) mit neuen Gesetzen zivilen Protest unterbinden und neue Polizeibefugnisse erlassen – ähnlich dem bayerischen Polizeiaufgabengesetz. Ministerpräsidentin Annastacia Palaszzuk ist wie Australiens Regierungschef Scott Morrison eine Befürworterin der Nutzung von Kohle und fossilen Energien, obwohl sich Australien mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet hat, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 26% zu reduzieren. Das Megaprojekt von Adani passt da allerdings nicht ins Bild.
Info: https://www.stopadani.com
„Water Protectors“ demonstrieren Solidarität mit Indigenen in Brasilien
Unter Führung von indigenen Frauen zogen Demonstranten am 31. August 2019 vor die Botschaft Brasiliens in Washington, um mit ihrem kreativen Protest gegen die Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu protestieren. Die „Water Protectors“ waren die führende Kraft des Widerstand gegen die Dakota Access Pipeline (DAPL), die im vergangenen Jahr für weltweite Schlagzeilen sorgten und nun ihre Solidarität mit den bedrängten indigenen Völkern Brasiliens bekunden wollten.
Bolsonaro hatte nur einen Tag zuvor, am 30.08., erklärt, er wolle die indigenen Schutzgebiete in der Amazonasregion einer „Überprüfung“ unterziehen, denn es gebe „zu viel Land für ein paar Indigene“. Bereits in seinem Präsidentschaftswahlkampf hatte Bolsonaro damit gedroht, indigenes Land internationalen Energiekonzernen zu öffnen. Indigene Reservate, so der brasilianische Präsident, stünden nur der wirtschaftlichen Entwicklung im Wege.
Wer sich Bolsonaros „Wirtschaftsentwicklung“ in den Weg stellt, lebt gefährlich. Ende Juli wurde Emyra Wajapi, ein Anführer des Wajãpi-Volkes, das sich gegen die Zerstörung ihres Landes wehrt, ermordet. Anfang August gab es zudem einen Übergriff schwer bewaffneter Polizisten auf das indigene Volk der Kinikinawa.
Dies sind keineswegs Einzelfälle – nicht nur in Brasilien, sondern in ganz Mittel- und Südamerika müssen Aktivisten für indigene Rechte und Umweltschutz um ihr Leben fürchten. Das Projekt „Tierra des resistentes“ sammelt die Daten und Informationen über Aktivisten wie Berta Caceres, die ihr Leben dem Engagement opferten. Die Seite ist leider nur auf Spanisch, eröffnet aber einen bestürzenden Einblick, wie Menschen, die sich nur für Grundrechte einsetzen, brutalen Morden zum Opfer fallen.
Survival International hat eine Petition an den brasilianischen Präsidenten gestartet, um den Schutz der Amazonas-Regionen zu fordern. Noch fehlen Unterschriften bis zum gesetzten Ziel. Einfach Name und Email angeben und absenden: https://www.survivalinternational.org/petitions/stopbrazilsgenocide?fbclid=IwAR3cta8Lpkg_ZE6wN3W547eYeJWh0A9UHgYfSm4Xn5lagiwkMR91CH9KM8A
Gemeinam sind wir stark!
In Solidarität mit den indigenen Völkern!
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstraße 14
D-80807 München
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.
AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.
Bankverbindung: IBAN DE28 7015 0000 0017 2234 70 / BIC: SSKMDEMM / Stadtsparkasse München
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