Liebe Interessent*innen,
wir möchten Euch auf eine Reihe von Veranstaltungen hinweisen und über jüngste Entwicklungen informieren:
- BenE München Forum (mit u.a. Monika Seiller)
- “Opfer des Atomwahns”: Nuklearisierung indigenen Landes
- Filmtipp: “I Am The River, The River Is Me”
- Zehn Jahre Bericht der Truth and Reconciliation Commission (TRC)
- Klage der Apache gegen Kupferprojekt abgelehnt
- Rückblick auf Karl-May-Tage
BenE München Forum 2025
Ungleichheit überwinden — Gesellschaft gemeinsam gestalten
Die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Ziele der Agenda 2030 (Social Development Goals, SDG) richten sich an alle: Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und jede und jeden Einzelnen. Die Agenda 2030 hat sich mit dem SDG 10 das Ziel gesetzt, national und international Ungleichheit abzubauen.
SDG 10 fordert alle Nationen auf, Einkommensungleichheiten sowie Ungleichheiten aufgrund von Alter, Geschlecht, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Religion oder wirtschaftlichem Status innerhalb eines Landes zu verringern.
Ungleichheit wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Doch wie können wir Ungleichheit überwinden und unsere Gesellschaft gemeinsam gestalten – auch jenseits der eigenen Grenzen?
Das BenE München Forum 2025 nähert sich diesen komplexen Themenfeldern aus unterschiedlichen Perspektiven an und lädt daher zu einem Vortrags- und Diskussionsabend ein. Den Abschluss bildet ein gemeinsames Beisammensein mit Austausch bei Häppchen und Getränken.
Datum: Mittwoch, 02.07.2025, 1800 — 2200 Uhr (Vorträge, Podiumsdiskussion, Essen 6 Trinken)
Ort: Pyramidensaal, KHG der TUM, Karlstraße 32, 80333 München
Anmeldung: info@bene-muenchen.de (Teilnahme kostenlos)
Infos
“Opfer des Atomwahns”: Nuklearisierung indigenen Landes
Anlässlich des 80. Jahrestags der ersten Atombombenzündung am 16.07.1945 auf der Trinity Site in New Mexico setzen wir uns in einem Vortrag mit den Auswirkungen des nuklearen Komplexes auf die Indigenen Völker auseinander, welche nicht nur von Uranabbau für die zivile und militärische Nutzung betroffen sind, sondern auch von den jahrzehntelangen Atomtests, u.a. auf der Nevada Test Site.
Neben dem Vortrag von Monika Seiller führen wir eine Gesprächsrunde mit Claus Biegert, Initiator des World Uranium Hearings und des Nuclear Free Future Awards.
Anschließend zeigen wir die Doku “Petra Kelly — Act Now!” über die Friedens- und Anti-Atom-Aktivistin Petra Kelly, die sich auch für die Rechte der Indigenen Völker engagierte.
Übrigens: Auch Deutschland trägt Verantwortung – die Regierung hat sich bislang allen Forderungen nach Unterzeichnung des 2021 in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrags verweigert.
Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Nord Süd Forum München und der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.
Datum: 19.07.2025, 1700 — 2200 Uhr (Snacks und Getränke)
Ort: Zukunftssalon
, Goethestraße 28 (Rgb.), 80336 München
Infos: siehe Flyer
.
im Anhang
Anmeldung: post am/um/auf aktionsgruppe.de
Eintritt: 10 Euro Solibeitrag
Film “I Am The River, The River Is Me”
Seit langem gibt es Bestrebungen, der Natur eigene Rechte zu erstreiten - angesichts von Umweltzerstörung und Klimawandel eine längst überfällige Diskussion.
Der 320 km lange Whanganui River in Aotearoa/Neuseeland wurde als erster Fluss der Welt zu einer Rechtspersönlichkeit erklärt, d.h. er hat den gleichen rechtlichen Status wie eine Person. Diese Anerkennung der Rechtspersönlichkeit des Flusses “Te Awa Tupua” (so der Name des Flusses in der Sprache der Maori) durch das Gesetz von 2017 wurde bei uns in Europa von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, ist jedoch ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Rechte der Natur.
Petr Lom erzählt in seinem Dokumentarfilm auf vielschichtige Weise von Naturschutz und einem Leben im Einklang mit der Natur, wenn er den Maori Ned Tapa auf seiner fünftägigen Kanufahrt auf dem Fluss begleitet.
Im Mai 2025 hatte der Film in Deutschland Premiere und läuft nun in deutschen Kinos, u.a. in München.
“I Am The River, The River Is Me”, Regie: Petr Lom, 88 Min., Mindjazz Pictures, 2024
Zehn Jahre TRC-Bericht
Der 21. Juni wird seit 1996 in Kanada als “Indigenous Day”, also Tag der Indigenen Völker, gefeiert. Die kanadische Regierung nutzt in der Regel diesen Tag, um sich ihrer Bemühungen um eine Versöhnung mit den Indigenen Völkern zu rühmen — doch die Realität ist komplexer.
Vor zehn Jahren, am 2. Juni 2015, veröffentlichte die Truth and Reconciliation Commission (TRC), die Wahrheits- und Versöhnungskommission, welche die Geschichte und die Verbrechen der Indian Residential Schools (IRS), d.h. der Internate zur Umerziehung der Indigenen, aufarbeiten sollte, ihren Untersuchungsbericht. Rund 150.000 indigene Kinder mussten über ein Jahrhundert diese Internate besuchen, welche die Indigenen ihrer Identität berauben sollten, um sie zu assimilieren. Die TRC untersuchte die Auswirkungen von Missbrauch und Gewalt — Tausende Kinder überlebten nicht – und legte mit ihrem Abschlussbericht eine Liste von 94 “Calls to Action” vor, also Handlungsforderungen an die kanadische Regierung.
Die Aufarbeitung der IRS war keine freiwillige Entscheidung der Regierung, sondern erfolgte im Zuge der größten Sammelklage der Survivors, der Überlebenden der IRS, die 2006 zum Residential School Settlement Agreement führte — und 2008 zu einer offiziellen Entschuldigung der Regierung. Doch dieser formalen Entschuldigung ließ die Regierung keine Umsetzung folgen — im Gegenteil wurden die Forderungen der TRC weitgehend ignoriert. So weigerte sich die Regierung, alle notwendigen Unterlagen zu veröffentlichen, verzögerte Informationen oder übergab den Überlebenden und den betroffenen Familien geschwärzte Dokumente, welche die Aufklärung hinsichtlich der Fälle der vermissten Kinder behinderte, d.h. jener Kinder, die nie zu ihren Familien zurückkehrten.
Ein Jahrzehnt nach Veröffentlichung der 94 Forderungen ist nur ein Dutzend umgesetzt — die meisten eher symbolischer Natur, wie etwa die Verkündung des 30. September zum “Tag der Versöhnung”.
Die Vereinten Nationen haben daher (auch durch Eingaben der europäischen Menschenrechtsorganisationen) Kanada wiederholt für diese Untätigkeit bzw. Verweigerungshaltung scharf kritisiert.
Klage der Apache gegen Kupferprojekt abgelehnt
Seit Jahrzehnten kämpfen die Apache in Arizona gegen die Bedrohung ihrer heiligen Stätten — diesmal von Oak Flat (“Chi’lChill Bildagoteel”). Das Gebiet ist von zentraler Bedeutung für ihre Religion und Kultur, u.a. für die Initiationsriten der jungen Frauen. Doch ausgerechnet in diesem Gebiet befindet sich ein gewaltiges Kupfervorkommen, das die Begehrlichkeiten der Konzerne weckt.
2014 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, das einen Landtausch (besser: Landraub) von rund zehn Quadratkilometern vorsieht — gegen den Willen der Apache. Das Unternehmen Resolution Copper, ein Tochterunternehmen von Rio Tinto, hat die Genehmigung erhalten, in einem rund drei Kilometer großen Krater Kupfer abzubauen. Die Apache verlieren dafür ihre religiösen Stätten und erhalten ein „Ersatzgebiet“ — was in krassem Widerspruch zu indigenen Landkonzepten steht. Heilige Stätten lassen sich nicht „austauschen“.
Die indigene Organisation “Apache Stronghold” hat 2021 gegen die Regierung geklagt, um dieses Gesetz zu stoppen, und sich dabei sowohl auf den Vertrag von 1852, der ihre Landrechte sichert, wie auch auf das „Religious Restoration Act“ berufen, ein Gesetz, das die Religionsfreiheit der Indigenen garantieren soll.
Doch so einfach ist die Lage nicht. Bereits in den 1990er Jahren versuchten die Apache die Errichtung eines Teleskops auf dem Mount Graham zu verhindern — ebenfalls eine heilige Stätte der Indigenen. An dem Projekt war nicht nur der Vatikan beteiligt, sondern auch die deutsche Max-Planck-Gesellschaft. Bereits damals hatten wir Gesprächstermine mit der MPG wie auch dem Bayerischen Landtag und den Apache vermittelt, doch vergebens. 2005 ging das Teleskop in Betrieb, nachdem die Klagen der Apache auch vor Gericht scheiterten. Das Gericht hatte damals erklärt, dass das “Indian Religious Freedom Act” (Religionsfreiheitsgesetz) zwar die Religion der Indigenen schützen solle, doch was von religiöser Bedeutung sei, hätten nicht die Indigenen zu entscheiden, sondern das Gericht.
Auch diesmal lehnte der U.S. Supreme Court eine Klage der Indigenen in seiner Entscheidung vom 27. Mai 2025 ab — das Muster der Missachtung indigener Rechte wiederholt sich.
Resolution Copper schätzt die Fördermenge des begehrten Kupfers von Oak Flat auf rund 180 Mio. Tonnen Kupfererz. Deutschland hat im Jahr 2023 1,2 Mio. Tonnen Kupfererz aus den USA importiert. Erneut ist Deutschland in der Verantwortung für den Schutz der Stätten der Indigenen.
Rückblick auf die Karl-May-Tage 2025
Unter dem Titel “Mythos Winnetou” fanden vom 30. Mai bis 01. Juni 2025 die 32. Karl-May-Tage in Radebeul, dem Geburtsort des Erfinders des fiktiven Apachen-Häuptlings statt.
Für die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte war es das erste Mal, dass wir in Radebeul präsent waren — aber wir hatten einen Auftrag: den Fans des “Mythos” die Gegenwart der Indigenen Völker Nordamerikas näher zu bringen. Zudem war es eine gute Gelegenheit alte Freund*innen wiederzutreffen, insbesondere die Familie Benally, die inzwischen mit drei Generationen präsent ist und sowohl als “Jones Benally Family” als auch als Band Sihasin auftrat. Zu den weiteren indigenen Gästen zählten Nuvassie Blacksmith (Lakota), Kevin Manygoats und Neil Diamond, dessen humorvoller Roadtrip “Reel Injun” sich auf die Spuren der Hollywood-Indianer begibt. Mit Humor widmete sich auch Ramon Kramer der indianischen Thematik mit einer Lesung aus seinem Buch “Ich weiße Mann, du Indianer gut” sowie eine Ausstellung mit Cartoons und Karikaturen zum Thema. Für Einblicke in die Literatur und die Lakota-Sprache sorgte auch Kerstin Gröper vom TraumfängerVerlag.
Übrigens waren auch zahlreiche Mitglieder der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte sowie Abonnent*innen des Magazins Coyote in Radebeul — immer wieder schöne Begegnungen.
Erstmals war mit dem “Turtle Island Day” ein eigener Aktionstag den Indigenen Völkern Nordamerikas gewidmet, bei dem die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte über die aktuelle Situation berichten konnte und zudem die European Alliance for the Self-Determination of Indigenous Peoples mit Infoständen präsent war. Tokata-LPSG RheinMain informierte zudem über die aktuelle Situation von Leonard Peltier, der nach 49 Jahren als politischer Gefangener im Februar 2025 endlich auf seine Heimatreservation zurückkehren konnte und eine Grußbotschaft an die Teilnehmenden der Karl-May-Festtage übermittelte. Hier gilt der besondere Dank Robin Leipold, dem wissenschaftlichen Direktor des Karl-May-Museums, der die Zusammenarbeit mit uns Aktivist*innen ermöglichte.
Frauenpower bei den Karl-May-Festtagen.
Im deutschsprachigen Raum ist “Winnetou”, Karl Mays berühmte Romanfigur, wohl der bekannteste “Indianer”. Frauen kamen in den Romanen des sächsischen Autors nur am Rande vor. Dies gilt leider nicht nur für die Fiktion, denn auch in der breiten Wahrnehmung der Indigenen Völker Nordamerikas werden die Frauen bis heute meist in den Hintergrund gedrängt. Selbst der indigene Widerstand fand seine Verkörperung meist in der Figur des “Indian Warrior” wie etwa Russell Means oder Dennis Banks. Dies galt selbst für eine Wendepunkt im indigenen Widerstand — der Besetzung von Wounded Knee 1973.
Umso wichtiger war uns, den Frauen des indigenen Widerstands die lange überfällige Anerkennung und Würdigung zukommen zu lassen. Daher brachten wir die Ausstellung „Matriarchs of Wounded Knee“ des Warrior Women Projects nach Radebeul und präsentierten auch den Film “Warrior Women” von Beth Castle und Christina King, in dessen Zentrum insbesondere Madonna Thunderhawk und deren Tochter Marcy Gilbert stehen.
Die Ausstellung fügte sich wunderbar in das “Event Tipi” im Garten des Karl-May-Museums ein und stieß auf großes Interesse. Der Einsatz hat sich gelohnt und unsere politische Botschaft fand Gehör.
Unser monatlicher Newsletter kann natürlich nur einen Ausschnitt der jüngsten Entwicklungen in Nordamerika bieten – ausführlichere Informationen finden sich in unserem Magazin Coyote, d.h. ein Abo lohnt sich für alle, die an der heutigen Situation der Indigenen interessiert sind.
Doch Informationen und Aktionen sind nicht umsonst. Obgleich alle Tätigkeiten ehrenamtlich und mit viel persönlichem Einsatz geleistet werden, sind wir auf Spenden angewiesen, um unsere Aufgaben für die Rechte der Indigenen Völker erfolgreich umsetzen zu können. Jede Spende ist willkommen.
In Solidarität mit dem Kampf der Indigenen um Selbstbestimmung!
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstrasse 14
D-80807 München
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Indianer-Netzwerk
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins Coyote.
AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine Coyote.
Bankverbindung: IBAN DE28 7015 0000 0017 2234 70 / BIC: SSKMDEMM / Stadtsparkasse München
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