Liebe Unterstützer*innen,
nachfolgend berichten wir über Neuigkeiten und Termine.
Coyote 139
Die neue Ausgabe des Coyote ist erschienen und widmet sich erfreulichen, aber auch bedrohlichen Entwicklungen in “Indian Country”. Zu den erfreulichen zählt sicherlich die Freiheit für Leonard Peltier, den Claus Biegert in seinem neuen Heim auf der Turtle Mountain Reservation besuchte. Seine Eindrücke von der lange ersehnten Begegnung belegen den Widerstandswillen des 80-Jährigen, der nun einen neuen Lebensabschnitt beginnt.
Inspirierend war auch das “Indingen — Das Nordamerikafilmfestival”, das im Februar in Stuttgart stattfand. Im Magazin berichten wir über die Filme und haben den Regisseur Jack Kohler interviewt, der den Film “Gift of Fear” präsentierte, der die Gewalt an indigenen Frauen thematisiert. Deren aktuelle Situation behandeln wir ebenfalls eingehend.
Leider müssen wir uns auch ausführlich mit den Auswirkungen der ersten 100 Tage unter Präsident Trump auseinandersetzen – den Budgetkürzungen, der Gier nach Ressourcen und dem Angriff auf die Freiheit. Und ja, es ist noch schlimmer als befürchtet, doch umso notwendiger sind Fakten und Aufklärung. Als unabhängiges Medium können und müssen wir die Wahrheit verteidigen. Das Cover der aktuellen Ausgabe haben wir mit KI generiert, da wir kein Foto des omnipräsenten Mannes im Weißen Haus im Heft präsentieren wollen, aber die Auswirkungen nicht verschweigen können.
Das Abo des Coyote kann auch als PDF bestellt werden! Das spart uns die teuren Portokosten (z.B. ins Ausland inzwischen satte 3,30 Euro pro Heft) und Papier.
UN Permanent Forum on indigenous issues
Vom 21. April bis 02. Mai 2025 fand die 24. Sitzung des UN Permanent Forum on Indigenous Issues (UNPFII) in New York statt. Auch wir als Vertreter*innen der European Alliance for the Self-Determination of Indigenous PeopleS nahmen daran teil — und wurden zum Glück bei der Einreise in die USA nicht behelligt. Andere hatten weniger Glück, denn einige Indigene konnten nicht an der Sitzung teilnehmen, will ihnen die Einreise bzw. die notwendigen Visa verweigert wurden.
Die Verunsicherung durch die Maßnahmen der neuen Regierung sind selbst in New York und bei den Vereinten Nationen zu spüren. Bei einem Treffen mit journalistischen Kolleg*innen (u.a. Associated Press und APTN) bestätigten diese, dass viele Gesprächspartner sich nicht mehr trauen, sich öffentlich zu äußern und keinesfalls namentlich genannt werden möchten. Die freie Meinungsäußerung ist der Angst und Selbstzensur gewichen.
Dennoch reisten rund 1.000 Indigene und Menschenrechtsaktivist*innen, UN-Expert*innen und Regierungsvertreter*innen an, um am UNPFII, der „größten internationalen Versammlung von Indigenen Völkern“, wie Generalsekretär Antonio Guterres stolz verkündete, teilzunehmen.
Das diesjährige Thema war die “Umsetzung der UN-Deklaration der Rechte der Indigenen Völker in den UN-Mitgliedsstaaten und dem UN-System”. Zwar ist die UN-Deklaration, kurz UNDRIP, immer Thema, doch galt es eine Bilanz zu ziehen, welche Maßnahmen und Verfahren am besten geeignet sind, den Geist der Deklaration voranzutreiben bzw. welche Herausforderungen gemeistert werden müssen, um auch dem Text der Deklaration gerecht zu werden. Wenig überraschend überwiegen die Herausforderungen, doch Schritt für Schritt kämpfen die Indigenen um die Verwirklichung ihrer Rechte.
Das Permanent Forum wurde durch eine Resolution der UN-Vollversammlung im Jahr 2000 ins Leben gerufen und bildet mit dem Expert Mechanism on Indigenous Rights (angesiedelt in Genf) und dem Sonderberichterstatter über indigene Rechte die „Dreifaltigkeit“ der Vereinten Nationen, die sich speziell der Situation der Indigenen Völker widmet. Vorrangiges Ziel des Gremiums ist es, den Indigenen Völkern mehr Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen zu ermöglichen.
Als Vorsitzende des Permanent Forums, das sich aus 16 Mitgliedern zusammensetzt, die je zur Hälfte von den indigenen und den Staaten ernannt werden, u.a. Keith Harper (Cherokee), der zuvor als UN-Botschafter in Genf tätig war, und Geoffrey Roth (Standing Rock Sioux), wurde dieses Jahr die Inuk Aluki Kotierk aus Nunavut (Kanada) gewählt. Die Präsidentin der Nunavut Tunngavik, der Interessensvertretung der Inuit zur Umsetzung des Nunavut Afreements, war zuvor für die Regierung von Nunavut und verschiedene Organisationen wie etwa die Pauktuutit Inuit Women of Canada, Inuit Tapirisat of Canada (Tapiriit Kanatami) und Nunavut Sivuniksavut tätig. Aluki ist zugleich Ko-Vorsitzende der Indigenous People’s Organizations der Global Task Force für die Internationale Dekade der Indigenen Sprachen (IDIL) 2022-2032.
“Es war ein weiter Weg bis zur Deklaration”, erklärte die Vorsitzende, doch deren Umsetzung ist nun eine “moralische, rechtliche und gemeinsame Verpflichtung”. Die „individuellen und kollektiven Rechte der Indigenen Völker sind nicht verhandelbar“, betonte auch der UN-Generalsekretär. “Die Regierungen müssen ihren Verpflichtungen gemäß der Deklaration nachkommen”, ermahnte Guterres die Regierungsvertreter*innen. Die Worte erinnerten daran, dass bei der Verabschiedung der Deklaration 2007 vier Länder mit besonderer historischer Verantwortung ihre Zustimmung verweigerten: USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Inzwischen haben auch diese vier Staaten die Zustimmung zur Deklaration erklärt bzw. sie auch in die jeweilige Gesetzgebung integriert — so auch Kanada im Juni 2021. Doch formelle Bekenntnisse bedeuten noch keine wirkliche Umsetzung.
Neben der offiziellen Sitzung fanden zudem rund 100 Nebenveranstaltungen, d.h. “Side-Events” mit einer überwältigenden Themenvielfalt (von Sprachen über Ressourcenabbau, Nachhaltigkeit und Klimafragen bis zu Gesundheit) statt, über die hier gar nicht eingehend berichtet werden kann. Wie stets boten die zwei Wochen ein herausforderndes und zugleich informatives und inspirierendes Konferenzprogramm, das von Kulturveranstaltungen abgerundet wurde. Ein ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Ausgabe des Coyote, doch sei besonders hervorgehoben, dass dieses Jahr eine große Zahl von jungen Indigenen vertreten war und insbesondere die Frauen mit ihren Anliegen stark präsent waren.
Red Dress Day: 5. Mai
Der 5. Mai ist in den USA und Kanada der Gedenktag für die verschwundenen und ermordeten indigenen Frauen. Wie drängend das Thema weiterhin ist, verdeutlichten einerseits die Begegnungen mit indigenen Frauen und Aktivistinnen bei den Vereinten Nationen, aber auch unsere Reise nach Winnipeg im Vorfeld der UN-Sitzung. Winnipeg gilt als ein „hot spot“ der Gewalt an indigenen Frauen in Kanada. Dies belegen nicht zuletzt die Leichenfunde auf den örtlichen Mülldeponien, die von der erschreckenden Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber dem Schicksal der indigenen Frauen zeugen.
Wir bitten daher am 5. Mai um Soli-Botschaften in den sozialen Netzwerken!
Termine:
Wir möchten nochmals an die nachfolgenden Termine bzw. Veranstaltungen erinnern.
- Indigenous women at the frontline
Die Veranstaltung umfasst ein breites Spektrum an Infos: Ausstellung “Matriarchs of Wounded Knee” mit Vortrag von Monika Seiller, die Filme „Warrior Women“ (engl./dt. Untertitel) und “Tierra de Mujeres” (spanisch mit dt. Untertiteln) sowie eine Lesung von Michael Koch. Der Eintritt ist frei, aber Spenden erwünscht.
Termin: Samstag, 10.05.2025 von 1800 — 2300 Uhr Parkside Studios, Friedhofstr. 59, 63065 Offenbach
- Karl May Festtage: Mythos Winnetou
Im Rahmen der Karl May Festtage gibt es Auftritte der Dineh-Rockband “Sihasin” (Jeneda und Clayson Benally) sowie von Jones Benally. Zu sehen sind auch die Filme “Rumble” über den Einfluss indigener Musiker auf die Rockgeschichte und “Real Injun”, ein humorvoller Roadtrip von Kanadas Norden nach Hollywood von Regisseur Neil Diamond, der in Radebeul zu Gast sein wird. Ergänzend gibt es Infostände und erneut die Ausstellung “Matriarchs of Wounded Knee”.
- Karl May Festtage, 31.05.-01.06.2025 in Radebeul
Wahl in Kanada
Wie bereits im letzten Newsletter berichtet, hatte Mark Carney Anfang des Jahres das Amt von seinem Vorgänger Justin Trudeau übernommen. Nun wurden die Liberalen von Carney bei der Wahl am 28.04.2025 mit Mehrheit bestätigt – eine Ohrfeige für die imperialen Gelüste des südlichen Nachbarn. Kanada hat deutlich gemacht, dass es keinesfalls zum 51. Staat der USA werden will. Welche Politik Carney in indigenen Fragen entfalten wird, ist weniger klar.
Nachtrag: Sendung Radio Lora
Die Sendung konnte leider nicht am 31.03.2025 live ausgestrahlt werden, ist jedoch nachzuhören (ohne Musik) unter:
[LINK NACHTRAGEN]
Nicht vergessen: auch Widerstand braucht Geld und Spenden!
In Solidarität mit dem Kampf der Indigenen um Selbstbestimmung!
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstrasse 14
D-80807 München
post am/um/auf aktionsgruppe.de
www.aktionsgruppe.de
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Indianer-Netzwerk
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins Coyote.
AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine Coyote.
Bankverbindung: IBAN DE28 7015 0000 0017 2234 70 / BIC: SSKMDEMM / Stadtsparkasse München
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