Liebe Unterstützer*innen,

neben aktuellen News möchten wir Euch insbesondere auf unsere Veranstaltungen anlässlich des 50. Jahrestags der Besetzung von Wounded Knee aufmerksam machen.

  • Vatikan erklärt Ablehnung der „Doctrine of Discovery“
  • US-Präsident Biden genehmigt „Willow Project“ zu Ölförderung in Alaska
  • Überfall der RCMP auf Gidim’ten


Ausführliche Informationen zu den News sowie eine breite Berichterstattung zur Besetzung von Wounded Knee und ein umfassender Rückblick auf das Indianer Inuit: Nordamerika-Filmfestival findet sich in der nächsten Ausgabe unseres Magazins Coyote Nr.132, die in ca. 14 Tagen versandt wird. Wer noch kein Abo unseres Magazins Coyote hat, kann dies jederzeit per E-Mail bestellen — es lohnt sich immer.

Vatikan-Statement zur Ablehnung der “Doctrine of Discovery”link

Seit vielen Jahrzehnten fordern Indigene und Menschenrechtsaktivist*innen vom Vatikan einen Widerruf der “Doctrine of Discovery” (DoD) bzw. der päpstlichen Bullen, welche die Grundlage und “Rechtfertigung” für die koloniale Unterdrückungspolitik gegenüber den indigenen Völkern (natürlich nicht nur in den Amerikas) bildeten. Die päpstliche Bulle “Inter Caetera” (1493) segnete nur ein Jahr nach der Landung Kolumbus‘ in Amerika die brutale Landnahme durch die Kolonisatoren ab, indem Papst Alexander VI erklärte, die christlichen Eroberer hätten jedes Recht, Land, das sie “entdecken” und nicht von Christ*innen bewohnt sei, ihr eigen zu nennen. Die dort lebenden Menschen seien zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren.

Als der Papst im vergangenen Sommer Kanada besuchte, hatten viele Indigene gehofft, dass er diesen Anlass nutzen würde, um sich bei den Indigenen nicht nur für Unrecht und Völkermord, insbesondere im Zusammenhang mit den von der katholischen Kirche geleiteten Residential Schools, zu entschuldigen, sondern auch die DoD mit klaren Worten zu widerrufen.

Einer ausweichenden Entschuldigung für die Verantwortung für die Residential Schools folgte am 30.03.2023 nun eine Pressemitteilung, die zwar nicht vom Papst unterzeichnet war, der sich zu diesem Zeitpunkt zur Behandlung im Krankenhaus befand, sondern von der Diözese für Kultur und Bildung sowie der Diözese für menschliche Entwicklung herausgegeben wurde.

Die Kirche entschuldigt sich darin zwar für Leid und Unrecht gegenüber den Indigenen, weist aber die Verantwortung für die DoD zurück, denn hierbei handle es sich um keine Kirchendoktrin, sondern eine “Fehlinterpretation” der Kolonialmächte.

Die Meldung sorgte für breite Aufmerksamkeit. Die Reaktion der Indigenen in den USA und Kanada fiel jedoch zwiespältig aus. Während allgemein begrüßt wurde, dass der Vatikan in dem Statement zwar seine Ablehnung der DoD bekundet, richtet sich die Kritik vor allem gegen die fehlenden Konsequenzen, denn dies ändert nichts an der Rechtslage in den kolonisierten Ländern. Der Vatikan schmückt sich mit einer Botschaft des guten Willens und der Versöhnung, muss aber keine rechtlichen Folgen fürchten.

US-Präsident Biden genehmigt “Willow Project”link

Entgegen seinen Versprechen zum Amtsantritt, die USA in eine nachhaltige Energiezukunft zu führen, hat Präsident Biden am 13.03.2023 ausgerechnet ein Ölprojekt in der sensiblen Region von Alaska genehmigt.

Der “Willow Master Development Plan” (kurz: Willow Project) ist ein Ölerschließungsprojekt von ConocoPhillips, das sich in den Ebenen von Alaskas National Petroleum Refuge befindet und ursprünglich für den Bau und Betrieb von bis zu fünf Bohrinseln mit insgesamt 250 Bohrlöchern vorgesehen ist.

Das von ConocoPhillips geplante Willow-Projekt ist ein großes, mehrere Jahrzehnte dauerndes Ölbohrunternehmen an Alaskas North Slope innerhalb des bundeseigenen National Petroleum Reserve, das direkt an das Naturschutzgebiet Arctic National Wildlife Refuge grenzt. Es wäre seit 30 Jahren das größte Ölförderprojekt auf öffentlichem Land in den USA — mit katastrophalen Umweltauswirkungen.

Die Kritik richtet sich auch an US-Innenministerin Deb Haaland, die offensichtlich nicht in der Lage war, den Präsidenten von seinen Plänen abzubringen, obwohl sie sich während ihrer Zeit im Kongress noch gegen das Projekt ausgesprochen hatte.

Auf Campact wurde eine Petitionlink-external gestartet, um das Projekt noch zu verhindern:

RCMP-Überfall auf Gidimt’enlink

Am 29.03.2023 überfiel die Community-Industry Response Group (C-IRG), eine Sondereinheit der kanadischen Bundespolizei RCMP, ein Camp der Gidimt’en, die sich gegen die Gaspipeline Coastal GasLink wehren, welche durch das traditionelle Territorium der Wet’suwet’en in British Columbia führt und somit die Land- und Souveränitätsrechte der Indigenen verletzt. Fünf Indigene wurden verhaftet.

Wiederholt kam es zu brutalen Übergriffen durch die RCMP und insbesondere durch die 2017 ins Leben gerufene C-IRG, der die Indigenen vorwerfen, nur die Interessen des Betreibers, einer Tochterfirma von TC Energy, zu schützen und die Aktivist*innen zu kriminalisieren.

Die Indigenen haben daher eine Petitionlink-external gestartet, um die C-IRG aufzulösen.

Veranstaltungen zum 50. Jahrestag der Besetzung von Wounded Kneelink

“50 Jahre Besetzung von Wounded Knee - Starke Stimmen der indigenen Frauen”

Die Besetzung des Ortes Wounded Knee in South Dakota 1973 war ein wichtiger Meilenstein des indigenen Widerstands und des American Indian Movement, mit dem die Indigenen an jenem Ort, an dem 1890 das letzte große Massaker an den Lakota stattfand, ihre Rechte einforderten. Für den indigenen Widerstand war die Besetzung vor 50 Jahren eine Zäsur, die zur Wiederbelebung der indigenen Identität beitrug. Zu lange wurde dabei ignoriert, dass es vor allem die Frauen waren, welche den Widerstand und das neue Selbstbewusstsein prägten und bis heute verkörpern.

Vortrag von Monika Seiller, Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte (Eintritt frei)

Freitag, 05.05.2023 um 19:00, EWH, Saal 211/212

Filmthementag “50 Jahre Wounded Knee”link

  • 14:00 Uhr: “Wir bleiben bestehen” (Stanley Nelson, USA, 2009, dt., 78 Min.)


In dem Dokumentarfilm schildern AIM-Aktivist*innen, Historiker*innen und Mitarbeiter des FBI die Vorgänge um die Besetzung von Wounded Knee 1973, unterstützt von zahlreichen Archivfilmen. Außerdem erzählt der Film vom Kampf der Lakota um den Erhalt ihrer Gebiete sowie von der Zwangsverschickung indianischer Kinder auf weiße Schulen zu Assimilationszwecken. Die Ereignisse um Wounded Knee stellen einen Wendepunkt im Kampf der Indianer*innen um gesellschaftliche Anerkennung dar. Denn sie besiegelten ihren Einzug in das politische Leben der USA und die Wiederbelebung ihrer Kultur.

  • 16:00 Uhr: “A Good Day to Die” (David Mueller/Lynn Salt, USA 2011, engl., 58 Min.)


Die Doku berichtet von den Anfängen der Indianer*innen-Bewegung und erzählt die Lebensgeschichte von Dennis Banks, der 1968 das American Indian Movement (AIM) in Minneapolis mitbegründete, um für die Rechte der amerikanischen Indianer*innen einzutreten. Gleichzeitig gibt die Doku einen detaillierten Einblick in die Geschichte und die Probleme, die mit der Gründung des AIM verbunden waren, vor dem Hintergrund von Zwangsassimilierung der amerikanischen Ureinwohner in Internaten über die Diskriminierung durch die Strafverfolgungsbehörden bis hin zur Missachtung der Landrechte.

  • 17:00 Uhr: “From Wounded Knee to Standing Rock” (Kevin McKiernan, USA 2019, engl. 88 Min.)


1973 wird der junger Reporter Kevin McKiernan nach South Dakota geschickt, um über die Besetzung von Wounded Knee durch das American Indian Movement zu berichten. Auf dem Weg dorthin wird er von Schlägern des korrupten Stammespräsidenten bedroht, welche die Presse als “Feind des Volkes” betrachten. Um an Insiderinformationen zu gelangen, umgeht der Reporter die Straßensperren der Regierung, die das belagerte Dorf umgeben, und schließt sich den Kämpfer*innen an. Als sich die Indianer*innen nach 10 Wochen ergeben, sind zwei Aktivisten tot und mehr als ein Dutzend wurden in Feuergefechten mit Bundesagenten verwundet. Das FBI verhaftet die Verbliebenen, darunter auch den Reporter.

Vierzig Jahre später reist er gemeinsam mit einem Aktivisten von AIM zurück nach South Dakota und später zu den Pipeline-Protesten im Standing Rock Reservat, wo sie das Erbe des Aktivismus der 1970er Jahre im Indianerland untersuchen.

Sonntag, 07.05.2023, Werkstattkino, Fraunhoferstr. 9, 80469 München

Einführung: Monika Seiller, Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.

Im nächsten Newsletter werden wir auch über die 22. Sitzung des UN Permanent Forum on Indigenous Issues berichten, welche vom 17.-26.04.2023 in New stattfindet, und an der auch die Aktionsgruppe Indianer 6 Menschenrechte teilnehmen wird.

Für die Teilnahme können wir natürlich auch finanzielle Unterstützung gebrauchen, denn die persönliche Begegnung mit den Indigenen in New York ist für unsere Arbeit unverzichtbar.

Herzliche Grüße

Monika Seiller

Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstrasse 14
D-80807 München

+49-89-35651836 +49-173-9265932

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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins Coyote.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine Coyote.

Bankverbindung: IBAN DE28 7015 0000 0017 2234 70 / BIC: SSKMDEMM / Stadtsparkasse München

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