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Buffy Sainte-Marie: Medicine Songs

Buffy Sainte-Marie 2015 (Foto: Drpeterstockdale) Eindringliche Botschaften: Buffy Sainte-Maries „Medicine Songs“
gehört von Dionys Zink

Buffy Sainte-Marie ist eine der Gestalten, die schon immer da waren, so scheint es zumindest denen, die einer bestimmten Generation angehören, der Generation, die in den 70er Jahrenmit der Protest-Folkmusic ihrer Eltern, aber auch mit der amerikanischen Original-Sesamstraße im dritten Programm der öffentlich-rechtlichen Sender aufwuchsen.

Zweifellos gibt es im musikalischen Untergrund zahllose Musiker, die mit den politischen Entwicklungen in Nordamerika während der letzten Jahre nicht einverstanden sind. Aber wie Neil Young anlässlich der von George Bush losgetretenen Kriege schon feststellte: Aus dem musikalischen Untergrund schaffte es kein Musiker, auch keine Musikerin oder Musikgruppe sich zum Sprachrohr des Protests zu machen, auch später nicht, gegen genmanipulierte Supermarktsortimente oder gegen den amtierenden US-Präsidenten und seine menschenverachtende Politik.

Angesichts des Schreihalses im Weißen Haus bringt sich nun auch Buffy Sainte-Marie wieder zu Gehör. Ihre neue CD „Medicine Songs“ versammelt Altes und Neues. Warum sie die ganz alten und älteren Lieder, „Universal Soldier“ oder „Starwalker“ wieder aufgenommen hat, ist offensichtlich. Die Songs haben inhaltlich nichts an Schärfe verloren. Angesichts der Protestwelle gegen die Keystone XL-Pipeline haben Lieder wie „Priests of the Golden Bull“ nicht wieder, sondern leider immer noch ihre Berechtigung.

Unter den neuen Liedern sticht „You Got to Run (Spirit of the Wind)“ heraus, das gemeinsam mit Tanya Tagaq geschrieben und aufgenommen wurde. Tagaq ist eine Inuk-Musikerin aus Iqaluktuutiaq (Cambridge Bay) in Nunavut. Die Sängerin ist auch in deutschland nicht mehr gänzlich unbekannt, sie arbeitete unter anderem für das Kronos Quartett und trat 2012 beim Jazz-Festival in Moers auf. „You Got to Run“ geht auf den 2015 verstorbenen Schlittenhundeführer George Attla aus Alaska zurück, der von 1958 bis 2011 nahezu alle wichtigen Schlittenhunderennen der Arktis gewinnen konnte. Im Song der beiden Musikerinnen wird seine Geschichte zu einer des Überlebens.

Im Vergleich zu den Aufnahmen aus den Hochzeiten des Protestfolks fällt auf, dass auch Buffy Sainte-Maries Sound zugelegt hat. Manche altbekannten Melodien werden mit massiv klingender Instrumentierung verstärkt, was nicht jedermann ins Ohr gehen dürfte. Zudem könnte ob des Zugeständnisses an den musikalischen Zeitgeist leicht überhört werden, dass alte wie neue Stücke mit einer gegeüber früher deutlich gesteigerten Dringlichkeit gesungen werden. Und das ist sicher nicht der Zeitgeistigkeit geschuldet, sondern den schwierigen Zeiten, denen Indianer in Kanada und den USA entgegengehen, im Schatten der Trump-Regierung und den liberalen Wieseln unter Justin Trudeau.

Erstellt von dionys. Letzte Änderung: Samstag, 18. Januar 2020 20:40:18 CET von oliver. (Version 2)