Liebe Unterstützer*innen,
wir möchten Euch diesmal auf eine Reihe von Veranstaltungen aufmerksam machen und würden uns über Interesse freuen.
Nuclear Justice NOW! (02.06.2023)
Seit Jahrzehnten setzen wir uns mit der nuklearen Bedrohung indigener Völker auseinander — vom Uranabbau über die Auswirkungen der Atombombentests bis hin zu Fragen der Endlagerung des Atommülls. Während unser Fokus meist auf den verhängnisvollen Folgen der ober- und unterirdischen Tests für die Western Shoshone in Nevada liegt, blickt die Veranstaltung “Nuclear Justice Now!” auf die Auswirkungen der US-Nukleartests auf die Völker der Pazifikregion.
Die Marshall-Inseln bestehen aus 29 Atollen mit insgesamt 1.156 Inseln. Über 50.000 Menschen leben dort. Zwischen 1946 und 1958 führten die USA auf den Bikini- und Eniwetok-Atollen, welche Teil der Marshall-Inseln sind, 67 oberirdische Atombombenversuche mit einer Gesamtsprengkraft von etwa 214 Megatonnen durch. Der verheerendste Test war 1954 „Castle Bravo“. Mit 15 Megatonnen hatte diese Wasserstoffbombe die höchste Sprengkraft, die das US-Atomwaffenprogramm jemals erreichte; 1.000-mal stärker als die Hiroshimabombe. Der radioaktive Niederschlag ging um die halbe Welt — nach Australien, Europa und in die USA. Erst 1963 einigte man sich auf das Verbot der oberirdischen Tests — unterirdisch wurde weiter getestet.
Die Auswirkungen der Tests auf die Inselbewohner waren verheerend — explodierende Krebsraten, Fehlgeburten etc. 1994 stellte die Internationale Atomenergieorganisation IAEO fest, dass das Bikini-Atoll für eine Wiederbesiedlung zu radioaktiv verseucht und die Tier- und Pflanzenwelt dort immer noch hochgradig kontaminiert sei. Eine Klage de der Marshall Inseln wurde 2010 vom Obersten Gerichtshof der USA abgewiesen.
Ihren Atommüll deponierten die USA in einem Bombenkrater auf dem Eniwetok-Atoll (darunter auch 130 Tonnen verseuchte Erde von Testgeländen im US-Bundestaat Nevada) und überdeckten ihn mit einer Betonkuppel. Doch „The Tomb“ weist Risse auf, wodurch radioaktives Material zu entweichen droht.
Eine weitere Bedrohung sind der Klimawandel und seine Folgen Der Meeresspiegel des Pazifiks ist in den Marshallinseln seit 1993 jährlich um sieben Millimeter gestiegen. Die Inseln drohen vom steigenden Meeresspiegel überschwemmt zu werden — damit auch der radioaktive Müll.
Die jungen Aktivisten Benetick Kabua-Maddison, Matthew John und Marino Morris (Marshallese Educational Initiative) berichten von der Situation in ihrer Heimat und ihrem Kampf um ihre Rechte. Zudem bringen sie auch die Musik der Inseln mit.
Veranstaltungsort: EineWeltHaus München, Schwanthalerstr. 80, 80336 München
Raum: Kleiner Saal 211+212
Veranstaltung des Münchner Friedensbündnis
Infostand beim Umweltfestival in Berlin (04.06.2023)
Unsere Partnerorganisation in Berlin, der Verein zur Unterstützung nordamerikanischer Indianer (ASNAI), ist beim Umweltfestival der Grünen am Brandenburger Tor vertreten. Für diejenigen, die in Berlin leben und nicht zu unseren veranstaltungen nach München reisen können, vielleicht eine gute Möglichkeit, Kontakt zu knüpfen.
“Reel Injun — Hollywood-Indianer”
Der deutsch-französische Sender Arte zeigt mit “Hollywood-Indianer” (Regie: Neil Diamond, Kanada, 2009, 88 Minuten) eine der besten Dokumentationen über die filmischen Darstellungen der Indianer*innen (TV und online), welch die Wahrnehmung der Ureinwohner*innen seit Jahrzehnten geprägt haben — auch in den Augen der Indigenen selbst. Bereits das Wortspiel des Originaltitels “Reel Injun” verweist auf die widersprüchliche Darstellung und Wahrnehmung — (“Reel” bezeichnet die Filmrolle, klingt aber zugleich nach „real“, also echt, und “Injun” ist die Verballhornung von “Indianer”).
In seinem unterhaltsamen und aufschlussreichen Dokumentarfilm beleuchtet Filmemacher Neil Diamond aus dem Volk der Cree die filmische Darstellung der nordamerikanischen Ureinwohner*innen in einem Jahrhundert Kinogeschichte. Dazu begibt er sich auf eine Spurensuche bis in die ferne Filmmetropole Hollywood — ein augenzwickerndes “Roadmovie”, denn auch für den Indigenen aus dem Norden Kanadas sind die Hollywoodbilder vertraut und fremd zugleich, da sie die eigene Kultur meist gar nicht reflektieren.
Neil Diamond präsentiert unzählige Filmausschnitte aus historischen und aktuellen Hollywoodfilmen und befragt zahlreiche Persönlichkeiten aus der Filmbranche, die teilweise selbst von amerikanischen Ureinwohner*innen abstammen. So diskutiert er mit der Filmlegende Clint Eastwood in dessen Filmstudio im kalifornischen Burbank über die Darstellung von „Indianern” im Western und über die Bedeutung des Mythos von “Cowboys und Indianern” für die USA. Zu Wort kommen aber auch Aktivisten wie John Trudell oder Russell Means, die ihrerseits den Weg auf die Leinwand fanden.
Absolut sehenswert!
“Krieg und Show — Die Schlacht am Little Bighorn”
Bereits um 13:25 Uhr ist am 11.06. auch die Doku „Krieg und Show — Die Schlacht am Little Bighorn“ (Regie: Molly Hermann, USA, 2018, 52 Min.) zu sehen, welche sich mit der damaligen Darstellung und Wahrnehmung der berühmten Schlacht im Juni 1876 befasst.
Was heute “fake news” heißt, war schon damals ein Mittel der Stimmungsmache. Die Kriege gegen die Ureinwohner*innen in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts wurden intensiv von der Presse begleitet, doch die Darstellung war nicht immer wahrheitsgetreu. Zeitungen schufen ihr eigenes Bild der ikonischen Schlacht am Little Bighorn River. Trotz seiner Niederlage wurde General Custer zum Helden stilisiert. Zeitungen und später Show-Darbietungen wie “Buffalo Bill‘s Wild West Show” schufen ihr eigenes Bild der ikonischen Schlacht am Little Bighorn River — ein Bild, das durch Film und Fernsehen im 20. Jahrhundert tradiert wurde und mit frei erfundenen Details über ihre Lebensweise heute noch unsere Wahrnehmung der Ureinwohner*innen prägt. Auch Sioux-Häuptling Sitting Bull, der seine Rolle in der Schlacht selbst darstellen durfte, zog mit Bill Cody durchs Land und gastierte auch in Europa. Viele Indigene taten es ihm gleich, um der Tristesse des Reservationslebens zu entkommen. Die allgemeine Vorstellung des Präriekriegers mit gefiedertem Kopfschmuck fand in dieser Massenunterhaltung ihren Ursprung.
National Indigenous Peoples‘ Day in Kanada: 21.06.2023
Am 21. Juni begeht Kanada seit 1996 einen Gedenktag für die First Nations, Metis und Inuit des Landes. Als Datum wurde bewusst die Sommersonnwende ausgewählt. Der Tag soll an die Geschichte der Indigenen erinnern und ihre Kultur bzw. den Beitrag zur kanadischen Geschichte würdigen. Was klingt wie ein typisches kanadisches Wohlfühl-Event, bei dem sich alle die Hände reichen und die Versöhnung zwischen den Indigenen Völkern und den Kolonisatoren beschwören, ist für die Indigenen selbst aber ein Tag, um Widerstand und Resilienz zu demonstrieren. Die Kultur ist nur ein Teil davon.
Auch die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte plant eine Aktion, zu der noch gesondert eingeladen wird.
“Indigenous Peoples‘ Day” im Nonam: 18.06.2023
Das Zürcher North American Native Museum greift bereits am 18.06. die Gelegenheit auf, um ein breites Kulturspektrum mit Indigenen zu präsentieren. Mit dabei — so viel dürfen wir schon verraten — sind großartige Indigene Gäste: Tony und Violet Duncan mit ihren vier Kindern (Arizona); Billy Gauthier (Nunavut), Inga-Wiktoria Påve (Sapmi), Frederik Prost (Sapmi) und H. E. Leon Kaulahao Siu (Hawai’i). Geboten werden ein samischer Schnitzworkshop, Führungen, spannende Geschichten und Gespräche sowie Indigene Tänze.
Info hier.
Baustopp für Kupfermine auf dem Land der Apache
Seit fast zwei Jahrzehnten wehren sich die Apache bereits gegen die Pläne zu einer Kupfermine auf ihrem heiligen Gebiet Oak Flat (Chi’chil Bildagoteel) in Arizona. 2015 hatten die Senatoren John McCain und Jeff Fake sowie die Abgeordneten Kirkpatrick und Goar (allesamt Republikaner) mit dem Southeast Arizona Land Exchange Act einen Passus im Verteidigungshaushalt untergeschmuggelt, mit dem gegen den Willen der Apache ein Landtausch beschlossen wurde, durch den Resolution Copper bzw. Rio Tinto das begehrte Gebiet am Oak Flat im Tausch gegen ein unbedeutendes Gebiet erhalten sollte, um im heiligen Gebiet der Apache Kupfer abzubauen. Das Kupfervorkommen gilt als das drittgrößte der Welt.
Trotz zahlreicher Gerichtsverfahren stellte sich die demokratische Regierung von Joe Biden noch im März 2023 hinter das Projekt, das von seinem Vorgänger Donald Trump kurz vor dem Ausscheiden aus dem Amt auf den Weg gebracht wurde. Ende Mai folgte nun eine Kehrtwende und setzte die Genehmigung aus, bis der US Forst Service ein neues Umweltgutachten vorlegen würde.
US Supreme Court beschneidet Wasserschutzrechte
Ein verhängnisvolles Erbe von Ex-Präsident Trump ist die extrem konservative Besetzung des Obersten Gerichtshofs der USA. Im Verfahren Sackett vs Environmental Protection Agency hat der Supreme Court Ende Mai die Vorgaben des “Clean Water Act” beschnitten, indem er die Definition des Begriffs des geschützten “Water of the United States” verändert hat. Die Umweltschutzorganisation Sierra Club bezeichnete die Entscheidung als Freischein für Konzerne, um das Trinkwasser von Millionen Amerikanern zu verseuchen. Die Verabschiedung des “Clean Water Act” vor 50 Jahren galt als Meilenstein im Umweltschutz. Sierra Club und andere Organisationen haben bereits ihren Widerstand angekündigt.
Standing Ovations für “Killers of the Flower Moon”
Bei den Filmfestspielen im Mai 2023 in Cannes erfuhr Martin Scorseses Epos über ein verdrängtes Kapitel der amerikanisch-indianischen Geschichte begeisterten Applaus, was auch an der Riege der Schauspieler liegen mag — Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Tantoo Cardinal, Tatanka Means und vor allem Lily Gladstone in der weiblichen Hauptrolle. Zuvor hatten bereits die Osage ihre Zustimmung zum Film erklärt.
Die Adaption des gleichnamigen Romans von David Grann behandelt eine Reihe von mehr als zwei Dutzend Morden an den Osage, nachdem diese durch Ölfunde in den 1920er Jahren zu Reichtum gelangt waren. Nachdem die Morde ein ungeahntes Ausmaß angenommen hatten, wurde auch das noch junge FBI hinzugezogen. Der Film erzählt die Geschichte von Rassismus, Ausbeutung und brutaler Eroberung, welche in den amerikanischen Geschichtsbüchern nicht erzählt wurde und wird. Der Guardian bezeichnete den Film bereits als einen “Klassiker”. Leider kommt der Film erst im Herbst in die Kinos.
In Solidarität mit dem Selbstbestimmungsrecht der Indigenen Völker!
Herzliche Grüße
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstrasse 14
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Indianer-Netzwerk
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins Coyote.
AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine Coyote.
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