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Die Robben Grönlands

 
Robben Grönlands (Bild: Tusarviilik Nuuk, Grönländische Selbstverwaltung 1986)

Die Robben Grönlands oder Keine „Müslibäume“ in der Arktislink


Das Handeln europäischer Städtebewohner hat nicht selten unmittelbare Auswirkungen auf die Ureinwohner der Arktis. Ein Beispiel dafür sind Tierschutzkampagnen, die seit Beginn der Achtziger Jahre massive Einkommensverluste bei Jägerkulturen Kanadas, und Grönlands zur Folge hatten. Grausame Szenen, in denen Heuler (niedliche, hilflose Jungrobben mit großen Augen) zu Tode geknüppelt wurden, sorgten dafür, dass Robbenfelle praktisch nicht mehr nachgefragt wurden. Was in den Augen der Städtebewohner einfach mit toxinhaltigen Goretex-Klamotten zu ersetzen ist, besteht unter anderem auch aus einem Nebenprodukt der alltäglichen Ernährung, eben den Fellen erlegter Tiere, von denen keineswegs alle vom Aussterben bedroht sind. Anders als in den gemäßigten Breiten Europas und Nordamerikas wachsen in den subpolaren und polaren Zonen Kanadas, Alaskas, Sibiriens und Grönlands jedoch keine „Müslibäume“ und eine Ernährung, die auf Dosenfood und - transportbedingt - extrem teures Obst und Gemüse gründet, ist den dortigen Lebensbedingungen schon wegen der niedrigen Temperaturen kaum angemessen.
Zugleich sind es die reichen Staaten Europas und Nordamerikas, die für den Rückgang der ursprünglich reichen Fischvorkommen in den Ozeanen der subpolaren und polaren Zone verantwortlich sind und es sind diese Nationen, die zudem den Klimawandel eingeleitet haben, der die Arktis besonders hart trifft.

Auch ist ein Großteil der gejagten Peltiere, wie Bisamratten, Eichhörnchen, Biber und Füchse, gar nicht vom Aussterben bedroht, trotzdem trifft der Pelzboykott auch Jägerfamilien, die ihr Geldeinkommen vor allem auf diese Tierarten gründen. So musste sich mancher europäischer Unterstützer in den vergangenen Jahren schon fragen lassen „And how is Greenpeace doing?“ („Wie geht’s eigentlich Greenpeace?“) Für die indigenen Fallensteller war die Umweltorganisation der sichtbarste und nicht zuletzt finanzstarke Gegner in einer Entwicklung, die ihren bescheidenen Einkommenschancen ein abruptes Ende setzte.

Greenpeace war allerdings nach anfänglicher Unterstützung für Tierschutzaktionen recht schnell von undifferenzierten und aus der Sicht von Ureinwohnern rücksichtlosen Aktionen abgekommen. Im Zusammenhang mit Themen, die Ureinwohnervölker unmittelbar betreffen können, etwa beim Schutz von Meeressäugern oder der Nutzung borealer Wälder setzen sich heute Ureinwohner und ihre Unterstützer mit den Umweltorganisationen an einen Tisch, bevor es zu umfangreichen Aktivitäten kommt. Menschenrechtsorganisationen und Anthropologen haben einen entscheidenden Anteil an der Ausarbeitung von Kompromissen, die Umweltschutz und berechtigte Interessen der Ureinwohner berücksichtigen.

Das von uns vorgestellte Poster zur Robbenjagd wurde 1986 von der Selbstverwaltung Grönlands veröffentlicht. Es steht auch im Zusammenhang mit den Bemühungen der Grönländer ihre eigene Wirtschaft zu entwickeln, um sich soweit als möglich aus der Abhängigkeit von Dänemark zu lösen. Seit 2009 regeln die Grönländer ihre politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten weitgehend selbst. Nur die Vertretung in außenpolitsichen Fragen wird noch von Dänemark wahrgenommen. Dies ist auch nötig, wenn ein bizarrer amerikanischer Präsident allen Ernstes darüber verhandeln will, Grönland einfach zu kaufen.

Dionys Zink
  

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Samstag, 11. April 2020 11:46:39 CEST von oliver. (Version 3)