“Inspiriert vom Land”, seit 18. März 2022 als Präsenzausstellung eröffnet (noch bis 18. September zu sehen!), zeigt Aspekte der Kunst von Australiens Ureinwohnern, die bei uns nicht besonders häufig zu sehen sind. Fernab jeglicher Klischees und dem, was Australien-Touristen in Shops meist zu sehen bekommen, wird hier eine Kunstform und Stilrichtung aus dem Arnhemland gezeigt, die ein anderes Medien als die bekannten Petroglyphen verwenden.
Arnhemland liegt im äußersten Nordosten des Bundesstaates Northern Territory, östlich von Darwin und grenzt an den Kakadu Nationalpark. Nur 20.000 Menschen leben in dieser abgeschiedenen Gegend (“Outback”), und doch kommen von dort Künstler, die man auf der ganzen Welt kennt: Yothu Yindi. Diese Band aus Aborigines, aber auch Musikern europäischer Abstammung, ist seit vierzig Jahren eine feste Größe im Genre der “Weltmusik”. In Arnhemland haben die Aborigines Kunst in Form von Felsmalerei erschaffen, aber auch auf Baumrinde gemalt. Die Rinde des Eukalyptus kann recht dünn und plan hergestellt und dann mit Erdfarben bemalt werden.
Ende der Sechzigerjahre entdeckte Gerd Plewig, noch ganz am Anfang seiner langen medizinischen akademischen Karriere, frisch aus dem Studium, diese Kunstform bei einer Reise und begann, diese Kunstwerke zu sammeln. Später übernahm Plewig den Lehrstuhl der Legende der Dermatologie, Otto Braun-Falco, den er bis zur Emeritierung 2006 inne hatte, und die Leitung der Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU in der Münchner Innenstadt.
Dabei ist das Sammeln dieser Kunstwerke nicht ohne. Wie so oft, wenn die Spiritualität der Aborigines berührt wird (siehe den Coyote-Bericht über das Ende der Kletterei auf dem Uluru) gibt es hier vieles zu beachten: Die Felsbilder der Schöpfungsgeschichte etwa sind im Glauben der Aborigines von den Ahnen selbst geschaffen, die sich in diesen Bildern selbst verkörpert haben…
Die Rindenbilder spiegeln die Ausdrucksform der Felsbilder, aber greifen auch auf Elemente zurück, wie sie bei der traditionellen Körperbemalung verwendet werden. Dargestellt sind mythische Wesen und Ahnen in Tiergestalt (wie etwa der “Big Maraian Cult Hero”), aber natürlich auch religiöse Feiern und Sternbilder. Typisch für Arnhemland ist der sogenannte “Röntgenstil”, der so heißt, weil er Formen der äußerlichen Erscheinung von Personen oder Tieren mit Details ihres Skelettaufbaus vereint, was die anatomischen Kenntnisse der Aborigines unterstreicht. Um verschiedene Helligkeiten bzw. Farb-Intensitäten zu erreichen, verwenden die Künstler hier Schraffurtechniken, wie sie in unserer westlichen Welt etwa in Zeichnungen verwendet wurden, die in Tusche ausgeführt sind, weil Tusche keine Schattierungen erlaubt.
Prof. Dr. med. mult. Plewig hat, zusammen mit seiner Frau Helga, stetig weiter gesammelt. Seine Sammlung enthält Werke von den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts bis in die Siebzigerjahre — die Zeit, in der die Künstler von Arnhemland die Weltöffentlichkeit suchten, und umfasst ca. 170 Bilder im Röntgenstil.
Die Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl daraus, aber auch Kunstwerke, die in Bezug dazu stehen. Den Besuchern werden die Inhalte auf großen Texttafeln nahebracht. Außerdem gibt es Führungen durch die Kuratorin Dr. Michaela Appel, es werden auch Kurse angeboten, in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule.
Video von der Eröffnung (Youtube).
Museum Fünf Kontinente
Maximilianstraße 42
80583 München
Öffnungszeiten: Di-So 930 - 1730
Der Besuch ist momentan nach der 3G-Regel frei (geimpft, genesen, oder vor kurzem negativ getestet). Das Museum empfiehlt, Karten vorab zu reservieren.
Der Eintritt kostet 5€ für Erwachsene (4€ ermäßigt, Sonntag 1€, Schüler und Personen unter 18 haben freien Eintritt).