Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

wie jeden Monat möchten wir Euch über aktuelle Termine und jüngste Entwicklungen informieren.

Während sich alle Aufmerksamkeit auf die US-Wahl am 3. November 2020 zu richten scheint, sei daran erinnert, dass der November noch mehr Ereignisse zu bieten hat. In den USA gilt der November als „Native Heritage Month“ – wenn auch durch die Corona-Pandemie weitgehend ohne übliche Veranstaltungen – und zudem ist der 25. November der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“, den wir seit vielen Jahren nutzen, um auf die Gewalt an indigenen Frauen aufmerksam zu machen.

„REDress“-Projekt: Mahnwache/Installation gegen Gewalt an indigenen Frauenlink

2011 initiierte die Metis-Künstlerin und Aktivistin Jaime Black die erste Ausstellung des „REDress-Projects“ an der University of Winnipeg in Manitoba (einem der „Hotspots“ der Gewalt an indigenen Frauen), um auf das Schicksal von Tausenden indigenen Frauen in Kanada aufmerksam zu machen, die in den letzten Jahren ermordet wurden oder vermisst werden. Inzwischen flatterten in ganz Kanada und den USA rote Kleider im Wind.

Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, findet um 18:00 Uhr auf dem Bordeauxplatz in München eine Kundgebung (mit anschließender Demo) eines breiten Bündnisses von Organisationen gegen Gewalt an Frauen statt. Die Aktion am 25. November bildet den Abschluss der „16 Tage gegen Gewalt“-Kampagne in München.

Zum Auftakt der Kampagne organisiert die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte eine Mahnwache/Installation auf dem Bordeauxplatz als Zeichen der Solidarität und des aktiven Engagements gegen Gewalt an indigenen Frauen. Schilder in Form von roten Kleidern bzw. tatsächliche Kleider verweisen auf die Leerstelle, welche die ermordeten und verschwundenen indigenen Frauen und Mädchen hinterlassen haben. Ihr Verlust setzt das Trauma des Völkermords in den nächsten Generationen fort.

Der Begriff „REDress“ ist dabei ein Wortspiel, denn er verweist nicht nur auf die roten Kleider, sondern auch auf eine Wiedergutmachung – das Bekenntnis zur „Reconciliation“ (Versöhnung) bleibt jedoch hohl, wenn die Regierungen keine wirksamen Maßnahmen zum Schutz der indigenen Frauen ergreifen. Dieser Schutz schließt einen grundlegenden Systemwechsel ein.

Datum: So, 08.11.2020

Uhrzeit: 15:00 – 16:00 Uhr

Ort: Bordeauxplatz, München


Die Aktion kann trotz der neuerlich beschlossenen Corona-Maßnahmen vom 28.10. stattfinden und wir würden uns über rege Teilnahme freuen! (Flyer zum Verbreiten im Anhang)

„Indigenous Day“ statt Kolumbustaglink

Erstmalig 1892 zum Feiertag ausgerufen, ist der 12. Oktober seit 1934 als „Kolumbustag“ ein nationaler Feiertag in den USA, welcher der Landung von Kolumbus auf dem amerikanischen Kontinent gedenken und gleichzeitig die „Eroberung“ Amerikas feiern sollte – doch am 12. Oktober 2020 gibt es nichts mehr zu feiern.

Die Ermordung von George Floyd richtete den Blick auf den systemischen Rassismus in den USA, der sich nicht nur gegen die Schwarzen richtet, sondern von Anbeginn gegen die Indigenen. Nicht nur Indigene kritisieren seit Jahrzehnten die Feierlichkeiten zum „Kolumbustag“, denn er steht auch für den Völkermord an Millionen Indigenen. Immer weniger Kommunen oder Bundesstaaten sind bereit, diesen Tag des Kolonialismus zu feiern, sondern deklarieren den Tag nun zum „Indigenous Day“, an dem der Ureinwohner gedacht und die Geschichte und Kultur der Indigenen geehrt werden soll.

Seit den 1960er Jahren wuchs die Kritik am „Kolumbustag“ und gewann 1992, mit dem 500. „Jubiläum der Entdeckung“ neue Dynamik. Ausgerechnet der Bundesstaat South Dakota, der nicht gerade für besonders indigenenfreundliche Politik bekannt ist, ersetzte schon 1990 den „Kolumbustag“ durch einen „American Indian Day“. 2017 war Los Angeles die größte Kommune, die Kolumbus stürzte – nicht nur als Feiertag, sondern ganz konkret, indem sie die Kolumbusstatue vom Sockel reißen ließ – drei Jahre vor dem Denkmalsturm der Black Lives Matter-Bewegung, die im Sommer 2020 für Schlagzeilen sorgte, als sie die Statuen von Südstaatengenerälen und Rassisten niederriss.

Heute feiern 15 US-Bundesstaaten und über 130 Städte den „Indigenous Day“ – seit 2019 auch die Hauptstadt Washington D.C.

Die Organisation „Native Vote 2020“ verweist darauf, dass der Feiertag der Indigenen nicht nur der Vergangenheit der indigenen Völker gedenken, sondern vor allem daran erinnern soll, dass die Indigenen auch im 21. Jahrhundert einen lebendigen Beitrag zum politischen und kulturellen Leben der USA beitragen. Im Wahljahr 2020 ist dies von besonderer Brisanz, denn Indigene leiden nicht nur weiterhin unter Diskriminierung und Rassismus, sondern auch unter der Ausbeutung ihres Landes und ihrer Ressourcen, der Zerstörung ihrer heiligen Stätten und massiver Polizeigewalt sowie der gezielten Missachtung ihres Wahlrechts.

Wahlbetrug an Indigenenlink

Bereits bei der Wahl 2016 berichteten wir in unserem Magazin COYOTE von massiven Schikanen und Behinderungen des Wahlrechts der Indigenen. Bei der Wahl 2020, bei der Präsident Trump unaufhörlich von Wahlbetrug spricht und – für eine Demokratie unerhört – vorab erklärt, er werde das Ergebnis nicht akzeptieren, sollte er verlieren, findet tatsächlich ein Betrug an den Wählern statt – doch durch das Trump-System selbst, das sich gegen Wähler der Schwarzen, Latinos und Indigenen richtet.

Obwohl die Indigenen 1924 (ohne deren Zustimmung) zu Staatsbürgern der USA erklärt wurden, dauerte es – trotz des Voting Rights Acts von 1965 – bis in die 1970er Jahre, bis das Wahlrecht der Indigenen anerkannt wurde. Dennoch kann von einem gleichberechtigten Wahlrecht keine Rede sein. Nur ein Drittel der etwa 5,2 Millionen Indigenen in den USA lässt sich als Wähler registrieren, denn die Hürden für ihre Wählerregistrierung sind hoch. 2016 führte z.B. South Dakota plötzlich eine neue „Voter ID“ ein, deren Anforderungen die Indigenen nicht ohne Weiteres erfüllen konnten: eine Adresse mit Straßennamen und Hausnummern, die es auf den Reservaten schlicht nicht gibt/gab.

Auch dieses Mal legte man den Indigenen Hindernisse in den Weg – neue Wahlkreiszuschnitte, Schließung von Wahllokalen und ein abruptes Endes des US-Census, der die Zahl der Indigenen, also auch der indigenen Wähler erfassen sollte. Indigene Wähler unterstützen traditionell mehrheitlich die Demokraten, was insbesondere in den „Swing States“ Trumps Wahlkampteam ein Dorn im Auge ist. Zudem behindern die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Wahl in den Reservaten.

Covid-19link

Konkrete Zahlen, wie viele Indigene in Kanada und den USA mit COVID-19 infiziert sind, gibt es nicht, denn viele der Infektionen werden von keiner Statistik erfasst. Nach Angaben des US Centers for Disease Control liegt die Zahl der Indigenen, die mit Covid-19 auf Intensivstationen behandelt werden müssen, 5,3 Mal höher als im US-Durchschnitt, doch die Reservate verfügen nicht annähernd über die medizinische Ausstattung wie andere Kommunen in den USA. Nach den Statistiken des „COVID Tracking Project“ wird außerdem nur in 74% der Fälle die ethnische Herkunft der Patienten erfasst. Nach Statistiken von 15 US-Bundesstaaten liegen die Todesraten der Indigenen deutlich über dem US-Durchschnitt.

Die jüngste Welle erfasste Wisconsin mit besonders vielen indigenen Infizierten, darunter viele Obdachlose, die besonders gefährdet sind. Nach wie vor zählt die Navajo Nation zu den schlimmsten betroffenen indigenen Völkern – und die Pandemie ist weiterhin außer Kontrolle.

50. Unterzeichner des Atomwaffensperrvertragslink

Die USA testeten ihre Atomwaffen jahrzehntelang auf indigenem Land – dem Land der Western Shoshone in Nevada. 75 Jahre nach Hiroshima kann der 2017 von der UN-Vollversammlung verabschiedete Atomwaffensperrvertrag am 22. Januar 2021 in Kraft treten, nachdem Honduras mit seiner Ratifizierung am 25.10.2020 als 50. Unterzeichner das Quorum des Vertrags erfüllt und damit ein Zeichen für eine atomwaffenfreie Zukunft gesetzt hat. Allerdings haben weder die Atommächte wie die USA noch Deutschland den Vertrag ratifiziert.

Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), die 2017 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, begrüßte den „historischen“ Schritt und hofft, dass Unternehmen und Geldinstitute dazu ermuntert werden, kein Geld in die Produktion atomarer Waffen zu investieren.

Natürlich werden wir in der nächsten Ausgabe des COYOTE (Erscheinung Ende November) diese und viele weitere Themen ausführlich behandeln – US-Wahl, die jüngsten Proteste gegen die Öl-Pipelines, den Widerstand gegen die Zerstörung des Landes in Kanada, den Kampf der Wet’suwet’en, aber auch Kultur, Literatur, Film etc. - ein Abo lohnt sich!

In Solidarität mit dem Selbstbestimmungsrecht indigener Völker!

Herzliche Grüße
Monika Seiller

Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
Frohschammerstraße 14
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.

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