Der französische Fotograf Gérard Pleynet stellte im Juni/Juli 1992 seine Fotografien aus der Lubicon-Gemeinde Little Buffalo in Nord-Alberta aus. Die atmosphärisch dichten, elegischen Bilder in schwarzweiß zeigen die Lubicon Lake Indian Nation in einer Phase der allmählichen Erschöpfung. Die Cree hatten seit 1986 mit spektakulären Aktionen darauf aufmerksam gemacht, dass sie 1899 bei den Vertragsabschlüssen zu Landrechten zwischen den Indianern der Region und der kanadischen Regierung übersehen worden waren. Zur Eröffnung der Ausstellung in der Pasinger Fabrik veranstalteten Gérard Pleynet und AGIM einen Abend mit Alphonse und Larry Ominayak, zwei Ratsmitgliedern der Lubicon Lake Indian Nation.

Mit dem Beginn der Erdölförderung in ihrem traditionellen Jagdgebiet Anfang der Achtziger Jahre wurden die Lubicon Cree von den amerikanischen und kanadischen Rohstoffkonzernen schlichtweg überrollt. Bis heute gibt es keine angemessene Entschädigung für die widerrechtlich entnommenen Bodenschätze (vor allem Erdöl und Erdgas), deren Wert auf mehrere Milliarden Euro geschätzt wird, zugleich wurde die traditionelle Lebensweise der Jäger und Fallensteller durch die Energieunternehmen weitgehend zerstört

Das Motiv des Plakats zeigt einen der hochangesehenen Laboucan-Ältesten der Lubicon Cree. Diese Generation der Lubicon Cree, die nach der verheerenden Spanischen Grippe von 1918/19 geboren wurde, war maßgeblich an den Entscheidungen im Landrechtskampf seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts beteiligt. Als Fallensteller und Jäger im isolierten Norden der Provinz aufgewachsen, bedeutete für sie der gemeinschaftliche Landraub der Provinzregierung und der Erdölfirmen nichts anderes als das Ende ihrer Welt.

Gérard Pleynets Reportage über die Lubicon Cree findet sich auf seiner Webseite.

Dionys Zink