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Sherman Alexie: War Dances

War Dances (Cover: Grove Press 2009) Freudentänze für „War Dances“link

PEN/Faulkner-Preis für Sherman Alexie
von Monika Seiller
(veröffentlicht 1/2010)

Sherman Alexie ist wohl einer der erfolgreichsten indianischen Autoren der Gegenwart. Selbst in Deutschland stehen seine Werke wie „Tagebuch eines Teilzeitindianers“, das 2007 mit dem wichtigsten amerikanischen Literaturpreis, dem National Book Award, ausgezeichnet wurde, auf der Bestenliste. Zudem wurde der Spokane Indianer mit dem Native Writers’ Circle of the Americas 2010 Lifetime Achievement Award geehrt und erhielt nun für sein jüngstes Buch „War Dances“, das im Juli auf Deutsch erscheinen wird, den mit 15.000 Dollar dotierten PEN/Faulkner-Preis, wie die Jury am 23. März 2010 mitteilte. Dabei konnte sich Alexie gegen 350 Neuerscheinungen aus dem Jahr 2009 durchsetzen und stellt sich in eine berühmte Reihe früherer Preisträger, u.a. Philip Roth, John Updike oder E.L.Doctorow. Nicht schlecht für einen Teilzeitindianer aus Spokane.

„War Dances“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die teils biographisch, teils rein fiktional sind, in die sich aber auch poetische Passagen und Interview ähnliche Dialoge mischen. Alexie überzeugt durch seine von Humor geprägte direkte Art, die stets die Einflüsse zweier Kulturen miteinander in Einklang zu bringen vermag, ohne ihre Widersprüche zu leugnen. In seinen Geschichten schafft es Sherman Alexie auf unglaublich geschickte Weise, dass einem stets das Lachen im Halse stecken bleibt. Die Geschichten handeln vom Scheitern, von Außenseitern, von der alltäglichen Situation der Indianer und von Liebe und Wahrheit.

Die Literatur war für Alexie auch eine Form der inneren Selbstfindung und das wichtigste Mittel, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Sherman Alexie wurde 1966 geboren und wuchs auf der Spokane Indian Reservation im Bundesstaat Washington auf. Wie in „Tagebuch eines Teilzeitindianers“ beschrieben, wurde Alexie mit einem Wasserkopf geboren und man gab ihm nur geringe Überlebenschancen, doch er überlebte. Physisch allerdings geschwächt wurde er oft von den anderen Kindern gehänselt und fand eine Zuflucht in der Welt der Bücher. Das kleine Reservat mit seinen rund 1.1000 Indianern bot dem Bildungshunger Alexies keine Nahrung und so verließ er das Reservat, um schließlich an der Washington State University Medizin zu studieren.

Sherman Alexie (Foto: Cory Gustason 2009) Zum Glück waren seine Nerven wohl doch zu schwach für das Medizinstudium und so fand er zu seiner wahren Berufung, dem Schreiben. Nach zwei Gedichtbänden – „The Business of Fancydancing“ und „I Would Steel Horses“ – erschien 1993 seine erste Sammlung von Kurzgeschichten, „The Lone Ranger and Tonto Fistfight in Heaven.“ Alexie machte sich mit seinen ersten beiden Romanen „Reservation Blues“ und „Indian Killer“ schnell einen Namen. Berühmt wurde er spätestens durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Chris Eyres Film „Smoke Signals“, für das er die Vorlage schrieb. Zu seinen weiteren Projekten zählen sein Regiedebüt „The Business of Fancydancing“ (basierend auf seinem gleichnamigen Gedichtband), Theaterstücke und weitere Gedichte. Die Liste seiner Werke ist inzwischen so umfangreich wie seine Sammlung an Auszeichnungen und Preisen.

Sherman Alexie, War Dances, Grove Press 2009, 256 Seiten, $23.

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