Neuer Sampler indianischer Musik
von Monika Seiller
(veröffentlicht 2/2010)
„Indians, Indians, Indians. Let me tell you about Indians: There’s Hollywood Indians. There’s Fry Bread Eatin’ Indians, there’s Wanna-Be Indians, there’s fat, skinny, tall, blond Indians. Let me tell you about Indians: Some are stoic Indians, Indians that ride a horse, Indians that ride Indians, some are long-haired beautiful Indians, some are radical Free-Leonard-Peltier-Indians, some of them Just-Don’t-Give-A-Damn-Indians…“ (Robert Mirabal)
Robert Mirabals Song “Indians Indians” ist der perfekte Einstieg in den soeben bei Trikont erschienenen Sampler „Native America Calling – Music from Indian Country,“ denn so vielfältig wie das Leben – oder eben auch das Klischee – der Indianer, so breit gefächert sind auch die musikalischen Ausdrucksformen der indianischen Musiker. Sie lassen sich ebenso wenig zum Brei der „Weltmusik“ einstampfen, wie auf „typisch“ indianische Musik festlegen, die nur die Erwartungshaltung der Weißen bedient.
Auch in dieser Hinsicht ist Mirabals Song aufschlussreich, wenn er von einer Weißen singt, die sich einen „echten Indianer“ schnappen will, einen sexy Indian. Klar, für eine Nacht sagt das Objekt der Begierde nicht Nein, „wanna see my horses?“ Die „Plattensammlung“ kann ich dir zeigen, aber glaube nicht, dass wir länger nach eurer Pfeife tanzen. Wir haben unseren eigenen Sound, zu dem wir tanzen, und dabei geben wir den Ton an.
Claus Biegert, der die Musikauswahl vorgenommen und den Begleittext verfasst hat, hat eine gute Wahl getroffen, denn sie umspannt den gesamten musikalischen Bogen heutigen indianischen Musikschaffens – von traditionellen Gesängen wie dem Diné Gourd Dance Song über Countyklänge (Floyd Red Crow Westerman, „Custer Died For Your Sins“), Hip Hop (Julian B, „Once Upon a Genocide), Reggae (Native Roots, „Natives Say“) bis zum Punkrock der Diné-Band Blackfire mit ihrem Song „Justice,“ einer wütenden Anklage, die manchen Fan sanfter indianischer Flötenmusik sicherlich irritieren mag. Bei uns weniger bekannte Musiker treten ebenso in Erscheinung wie „Stars“ der Szene, u.a. Joanne Shenandoah oder Buffy Sainte-Marie. Während Keith Secolas „Indian Cars“ geradezu als indianische Hymne gelten kann, bietet Peter LaFarges „Radioactive Eskimo“ ein Kleinod der Entdeckung.
„Native America Calling“, der Titel des Samplers, geht zurück auf eine unabhängige indianische Radio-Show, die seit 1995 von rund 50 öffentlichen Sendern und indianischen Radiostationen in den USA ausgestrahlt wird – eine einzigartige Plattform, die Indianer im ganzen Land zusammenbringt. Dieses Aufeinandertreffen von Vielfalt und Einheit zugleich, das dem Lebensgefühl heutiger Indianer entspricht, will der Trikont-Sampler erfahrbar werden lassen.
In dem Begleitheft zur CD führt Claus Biegert zudem informativ in das Werk der Künstler ein und positioniert sie in der Musik des indianischen Amerika, „Justice“, der Titel des Blackfire-Songs gilt nicht für die Politik der Indianer, sondern appelliert an uns Hörer, auch der musikalischen Vielfalt der Indianer Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sie über alle Klischees hinweg als eigenständige Musiker zu würdigen. Ein Hörgenuss ist die CD ohnehin.
„Native America Calling – Music from Indian Country“ ist bei Trikont erschienen.
Die CD umfasst 22 Tracks und ein Begleitheft.
Der Sampler ist für 15,- Euro bei www.trikont.de oder im Handel zu beziehen.
Link: Hörprobe bei Trikont