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“Immerhin haben wir Euch Reservationen gegeben”

Indian Land Von gezielten „Missverständnissen“ bei Landrechtsverhandlungen
von Dionys Zink
(veröffentlicht 2/2002)

Eine höchst aktuelle Variante dieser gezielten Lüge, die sich nach außen als Wahrheit tarnen kann, ist ein bei Landrechtsverhandlungen in Kanada ein häufig zu beobachtendes Phänomen. Indianer verhandeln mit der kanadischen Bundesregierung über die Abtretung ihres traditionellen, bisher unveräußerten Territoriums. Eigentlich würden die Indianer dieses Gebiet in unversehrtem Zustand behalten wollen, zur Sicherung der eigenen und ihrer Kinder Zukunft. In nicht wenigen Fällen führt die Gier der Konzerne zur ungesetzlichen Plünderung der Rohstoffvorkommen oder der widerrechtlichen Nutzung anderer Naturraumpotentiale in diesen Gebieten (z.B. Skianlagen in British Columbia, militärischer Tiefflug in Labrador, Erdgas- und Erdölvorkommen in Alberta). Falls Indianervölker sich dann zu Verhandlungen über die Abtretung von Landrechten bereit erklären, handelt es sich bereits um ein Aufgeben einer theoretisch rechtlich eindeutigen Position und die Bereitschaft zur Abtretung von exklusiven Rechten. Im Gegenzug bietet die kanadische Regierung etwas an, was weniger wert ist, als das, was sie dafür bekommt: Geld in unterschiedlichster Form, etwa als Sozialleistungen, Sachwerte oder andere geldwerte Dienste. In der kanadischen Öffentlichkeit ist jedoch immer nur die Rede davon, wieviel die Indianer bekommen, nie aber davon, was sich die weiße kanadische Gesellschaft unrechtmäßig und bis in die Gegenwart fortdauernd unter den Nagel reißt.

Der jammernde Refrain der Öffentlichkeit lautet immer wieder: Die Indianer verlangen zu viel, sie bekommen doch schon ein Reservat von uns, sie sollten mehr Kompromissbereitschaft zeigen etc. Diese Einstellung findet sich leider auch bei Unterhändlern der kanadischen Regierung, die eigentlich recht genau wissen müssten, über was verhandelt wird. Deshalb ist die himmelschreiendeVerlogenheit der öffentlichen Diskussion von außen betrachtet kaum zu überbieten.Unentwegt wird nämlich der kanadischen Öffentlichkeit suggeriert, Indianer erhielten zwar großzügige Leistungen des Staates, zugleich wird aber verbreitet, man habe den Indianern zahlreichen Kompromisse abgerungen und dem Steuerzahler einen Haufen Geld erspart. In Wirklichkeit ist es doch anders: Die Indianer behalten meistens nur einen winzigen Bruchteil ihres Territorums ein, der von der Regierung zur Reservation erklärt wird.

Im Gegenzug bietet die kanadische Regierung etwas an, was weniger wert ist, als das, was sie dafür bekommt: Geld in unterschiedlichster Form, etwa als Sozialleistungen, Sachwerte oder andere geldwerte Dienste. In der kanadischen Öffentlichkeit ist jedoch immer nur die Rede davon, wieviel die Indianer bekommen, nie aber davon, was sich die weiße kanadische Gesellschaft unrechtmäßig und bis in die Gegenwart fortdauernd unter den Nagel reißt. Der jammernde Refrain der Öffentlichkeit lautet immer wieder: Die Indianer verlangen zu viel, sie bekommen doch schon ein Reservat von uns, sie sollten mehr Kompromissbereitschaft zeigen etc.

Diese Einstellung findet sich leider auch bei Unterhändlern der kanadischen Regierung, die eigentlich recht genau wissen müssten, über was verhandelt wird. Deshalb ist die himmelschreiendeVerlogenheit der öffentlichen Diskussion von außen betrachtet kaum zu überbieten.Unentwegt wird nämlich der kanadischen Öffentlichkeit suggeriert, Indianer erhielten zwar großzügige Leistungen des Staates, zugleich wird aber verbreitet, man habe den Indianern zahlreichen Kompromisse abgerungen und dem Steuerzahler einen Haufen Geld erspart. In Wirklichkeit ist es doch anders: Die Indianer behalten meistens nur einen winzigen Bruchteil ihres Territorums ein, der von der Regierung zur Reservation erklärt wird.

Im Gegenzug für ungeheuer große Gebiete und deren wertvolle Rohstoffe erhalten die Ureinwohner bestimmte Regierungsleistungen. In manchen Fällen behalten indigene Völker auch noch bestimmte Nutzungs- und Mitspracherechte bezüglich ihrer ehemaligen Gebiete ein, etwa Jagd- oder Wasserrechte. Und bei einer geringen Anzahl von modernen Landrechtsverträgen kam es bisher auch zu einer eher symbolisch zu nennenden Zahlung von Entschädigungsgeldern für das in der jüngsten Vergangenheit begangene Unrecht, etwa den Diebstahl an Rohstoffen.

Die lautstarken Forderungen nach unentwegtem Nachgeben der Indianer („You gotta compromise.“) sind mehr oder weniger gleichzusetzen mit der Aufforderung eines Vergewaltigers an sein Opfer, es solle nachträglich zugeben, die Vergewaltigung habe ihm gefallen, um das Strafmaß zu mindern.

Die Bemerkung, immerhin habe man den Indianern die Reservationen gegeben, changiert so im Licht der heutigen Praxis von Landrechtsverhandlungen in Kanada zwischen dumm, raffgierig, zynisch und politisch obszön.

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Donnerstag, 30. Januar 2020 13:15:27 CET von oliver. (Version 2)

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