Liebe Unterstützer*innen,

in unserem Newsletter möchten wir diesmal auf folgende Themen aufmerksam machen:

  • Unterstützungsaufruf der Wet’suwet’en
  • Tour Wade Fernandez
  • Neuer Name für das Indianer Inuit Filmfest
  • Report zu Indian Boarding Schools in USA veröffentlicht
  • “Anerkennung” des indigenen Leids durch Prinz Charles
  • Ausstellung von Rindenbildern aus Australien

Unterstützungsaufruf der Wet’suwet’enlink

In einem dringlichen Aufruf hat Sleydo (Molly Wickham), die Sprecherin des Gidimt’en Checpoints um Unterstützung gebeten. Wie wiederholt berichtet wehren sich die Wet’suwet’en in British Columbia gegen den Bau der Gaspipeline Coastal GasLink durch ihr Gebiet. Die traditionellen Chiefs berufen sich auf ihre bestehenden Landrechte und lehnen die Pipeline, die gefracktes Flüssiggas (Liquid Natural Gas) durch ihr Territorium transportieren soll, entschieden ab, weshalb die Indigenen verschiedene Widerstandscamps und Checkpoints auf ihrem Land errichtet haben.

Im November 2021 kam es zu heftigen Angriffen der Bundespolizei RCMP auf das Camp Coyote, bei denen mehrere Indigene und auch Journalist*innen verhaftet wurden. Die Lage hat sich nun erneut verschärft. So fühlen sich die Indigenen durch die RCMP immer weiter bedrängt, u.a. klagte Sleydo, dass die RCMP ohne rechtliche Grundlage in ihr Haus eingedrungen sei und ihre drei Kinder eingeschüchtert habe. Zudem stünden die Bohrarbeiten, um die Pipeline unter dem Wedzin Kwa (Morice River) zu verlegen, unmittelbar bevor.

Weder die Regierung von British Columbia noch von Kanada haben sich an die Vereinbarung gehalten, in ernsthafte Beratungen mit den Hereditary Chiefs einzutreten, und verschärfen stattdessen den Druck auf die Indigenen. Die Vereinten Nationen haben daher erneut Kanada aufgefordert, die Übergriffe der RCMP und die Gewalt gegen die Indigenen einzustellen. Die Forderung des UN-Komitees gegen Rassendiskriminierung (CERD) vom April 2022 blieb bislang unerwidert — nicht zum ersten Mal.

“Sound the Alarm for Wet‘suwet’en” lautet der Titel der Videokonferenz, zu der Sleydo, Chief Na’moks und Chief Woods einladen, um über die aktuelle Situation zu berichten und zu erläutern, wie wir sie am besten unterstützen können.

Donnerstag, 26. Mai 2022 um 16:00 Pazifikzeit (= 01:00 Uhr unserer Zeit in der Nacht auf Freitag).

Kleine Anekdote am Rande: Gestern (24.05.) war der Geburtstag von Wet’suwet’en-Chief Freda Huson, die für ihren Einsatz für die Rechte ihres Volkes im vergangenen Jahr mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet wurde. In der Münchner U-Bahn gibt es Videotafeln, auf denen über aktuelle Ereignisse, Wetterprognosen oder auch Geburtstage Prominenter informiert wird. Ich war nicht wenig überrascht, plötzlich die Info zu Freda Husons Geburtstag zu sehen — mit einer kurzen Notiz zu ihrem Einsatz für die Landrechte der Wet’suwet’en und ihrem Kampf gegen die Coastal GasLink. Vielleicht finden sich ja andere Städte zur Nachahmung.

Tour Wade Fernandezlink

Die letzten zwei Jahre der Pandemie haben auch verhindert, dass indigene Musiker*innen ihren Weg nach Europa finden, doch nun kommen Wade Fernandez und sein Sohn Quintin auf Tour nach Deutschland. Nach überstandener Covid-19-Erkrankung verlässt Wiciwen Apis-Mahwaew (Walks With The Black Wolf) die Menomminee Indian Reservation in Wisconsin, um seine neue Doppel-CD zu präsentieren. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Musiker ist nicht nur eine Größe in der indigenen Musik, sondern engagiert sich auch politisch für die Rechte der Indigenen, für den Erhalt der Kultur und gegen die Zerstörung der Umwelt. Infos: www.wadefernandezmusic.com.

Organisiert wird die Tour überwiegend von Tokatá-LPSG RheinMain (Ostvertretung).

Dienstag, 31. Mai, 20:00 Uhr: Offenbach/MainKJK Sandgasse, Tickets: offrockoffice@aol.com
Mittwoch, 01. Juni, 19:00 Uhr: llmenau/GehrenGasthaus “Zum Steinbruch”, Grossbreitenbacher Straße 18, Tickets: Illmenau-Information oder 0174/4954938
Donnerstag, 02. Juni, 19:30Uhr: Weißenfels/BurgwerbenSchloss/Rittergut, Askanierweg 3, Tickets: Tourist-Information Weissenfels oder 0160/93824387
Freitag, 03. Juni, 19:30 Uhr: SamtensFrankenthal 7, Lebensgut, Tickets: info@lebensgut-frankenthal.de
Samstag, 04. Juni, 20:00 Uhr: Retschow/Hof FriiidaTickets: Hof Friiida, 0175/5874514 oder christina-conrad@t-online.de
Sonntag, 05. Juni, 20:00 Uhr: Striegistal/GossbergReichenbacher Strasse 15, Universitas im Bauernhaus, Tickets: 0176/80105138
Montag, 06. Juni, 18:30 Uhr: Naumburg/SchönburgBurg 1, Burgschänke, Tickets: Touristinfo Naumburg oder 0174/4954938
Mittwoch, 08. Juni, 19:30 Uhr: RudolstadtSchulplatz 13, Stadtbibliothek, Tickets: im Weltladen (Kirchgasse 13) oder 0152/07161431
Donnerstag, 09. Juni, 19:30 Uhr: ChemnitzYoga-Room, Ritterstrasse 7, Tickets: 0162/1016622 (AB)
Freitag, 10. Juni, 19:30 Uhr: JohanngeorgenstadtKirchgemeindehaus, Tickets: 0176/34677074
Samstag, 11. Juni, 19:30 Uhr: AscherslebenJohannisplatz 4, Tickets: simonebrandt70@web.de

Ein neuer Name für Indianer Inuit: Das Nordamerika Filmfestivallink

Die vor allem in den USA mitunter erbitterte Debatte um politisch korrekte Begrifflichkeiten erfasst zunehmend auch unsere Debattenkultur. Ins Zentrum der Kritik gerät nun auch der Begriff “Indianer”, der als “I-Wort” in die Nähe des toxischen “N-Wortes” rückt. Wie so häufig bei Diskussionen über Indigene, werden diese selten in die Debatten einbezogen. Ob Indianer*innen, Indigene, Native Americans, American Indians, First Nations oder Ureinwohner*innen — all diese Begriffe sind Konstrukte, die einen fehlenden Überbegriff zu ersetzen suchen. Darüber lässt sich natürlich diskutieren, vor allem mit den Bezeichneten, doch inzwischen zeigt die Debatte mitunter drastische Folgen. Buchtitel verschwinden aus Bibliotheken, Verlage verweigern Publikationen oder Organisationen drohen empfindliche finanzielle Einschnitte, wenn weiterhin der Begriff “Indianer” verwendet wird — ein Begriff, der im deutschsprachigen Raum nicht mit der diskriminierenden Verwendung etwa in Nordamerika verwechselt werden darf. Im nächsten Coyote greifen wir die Debatte weiter auf.

Auch das Indianer Inuit Filmfestival sieht sich nun gezwungen, einen neuen Namen zu suchen. Dabei hat sich das einzigartige Filmfestival, das alle zwei Jahre in Stuttgart stattfindet, in besonderer Weise hinsichtlich der Sichtbarkeit indigenen Filmschaffens und damit der Überwindung von Stereotypen verdient gemacht. Noch bis 31. August 2022 können Vorschläge unterbreitet werden (info@nordamerika-filmfestival.com). Wer den besten Titel einreicht, wird zum nächsten Filmfestival eingeladen, bei dem dann auch der neue Titel präsentiert wird.

Report zu Indian Boarding Schools in den USA veröffentlichtlink

Im Mai vor einem Jahr erschütterten die Funde der Überreste von Kindern an den Residential Schools in Kanada die Öffentlichkeit, die so lange weggeschaut hat, als indigene Kinder aus ihren Familien und Gemeinden gerissen wurden, um zwangsweise in Internate — vor allem unter Leitung der katholischen Kirche – gesteckt zu werden, wo sie “zivilisiert” werden sollten. Vielfach wurden die Kinder missbraucht, geschlagen, vergewaltigt und für ihr Leben gezeichnet. Tausende überlebten das System nicht — ein Völkermord an Indigenen.

Aufgerüttelt durch die Schlagzeilen aus Kanada machten sich nun auch die USA an die Aufarbeitung der Indian Boarding Schools. Auch hier wurden die Indigenen über Generationen hinweg traumatisiert, auch hier gab es unzählige Todesfälle. Nun haben US-Innenministerin Deb Haaland und BIA-Direktor Bryan Newland den ersten Band eines Berichts vorgelegt, der im Rahmen der Federal Indian Boarding School Initiative erarbeitet wurde, um die Vorgänge in den Internatsschulen aufzuarbeiten und deren Folgen zu evaluieren bzw. Wege zur Überwindung des Traumas aufzuzeigen — “The Road to Healing”.

“Anerkennung” des indigenen Leids durch Prinz Charleslink

Nachdem sich im April 2022 Papst Benedikt nach langem Drängen für das Unrecht der Residential Schools bei einer Delegation kanadischer Indigener im Vatikan “entschuldigt” hatte, scheint nun auch das britische Königshaus Nachholbedarf in Zerknirschtheit zu verspüren. Bei einem Treffen mit indigenen Vertretern in Ottawa erklärte im Mai 2022 Prinz Charles anlässlich seiner Kanadareise sein Bedauern über die Politik gegenüber den Indigenen. Doch diesen genügt das gefühlige “Anerkennen” ihres Leids nicht, sie fordern auch von der Queen eine offizielle Entschuldigung — als Staatsoberhaupt Kanadas trägt sie Verantwortung.

Ausstellung “Inspiriert vom Land. Rindenmalereien aus Nordaustralien. Die Sammlung Gerd und Helga Plewig”link

Im Münchner Museum Fünf Kontinente ist noch bis 18.09. eine Ausstellung mit 170 Rindenbildern aus der Sammlung Helga und Gerd Plewig zu sehen. Die Werke stammen aus dem Norden Australiens, dem Anhem Land, wo die Aborigines die uralte Tradition der Rindenbilder bewahren, die als Fortsetzung der ursprünglichen Felsmalereien gelten kann. Die Bilder zeigen Vorfahren, mythische Wesen, Naturerscheinungen und religiöse Feierlichkeiten. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts sammelten Europäer erste Rindenbilder. Die frühesten Rindenbilder der Sammlung Plewig stammen aus den 1920er Jahren. Damals entwickelte sich ein Markt für die Bilder, die direkt bei Aborigines in Auftrag gegeben wurden. Zur Ausstellung zeigt das Museum eine Reihe von Filmen unter dem Titel “Aspects of a Life — Working with Indigenous Australians” am 29.05.2022.

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In Solidarität mit den indigenen Völkern

Monika Seiller
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.

AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.

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