Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
angesichts der vielfältigen Herausforderungen freuen wir uns, zunächst eine positive Nachricht vermelden zu können:
Ausstellung: „Warrior Women statt Pocahontas – Gewalt an indigenen Frauen“
Nachdem im März unsere Ausstellung „Warrior Women statt Pocahontas“ aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen werden musste, wurden wir eingeladen, die Ausstellung nun vom 02.-31. Oktober 2020 erneut im EineWeltHaus München zu zeigen.
Die Ausstellung will das Ausmaß der Gewalt an indigenen Frauen in Kanada und USA verdeutlichen, welche eine Untersuchungskommission als „Völkermord“ bezeichnet. Bewusst kontrastiert die Ausstellung das Schicksal der Opfer mit den „Warrior Women“, den starken Frauen der indigenen Gesellschaften – Künstlerinnen, Akademikerinnen, Filmemacherinnen etc. – die in der Mehrheitsgesellschaft meist ebenfalls ignoriert werden. Sie sind die „Survivors“, die Überlebenden der Diskriminierung und des Rassismus.
EineWeltHaus, Foyer,
Schwanthalerstr. 80,80336 München,
Nuclear Free Future Award
Seit 1998 würdigt der Nuclear Free Future Award (NFFA) Persönlichkeiten, die sich gegen den Atomwahn engagieren – ob als Wissenschaftler oder Aktivisten. Der Preis wird in drei Kategorien vergeben – Widerstand, Aufklärung und Lösung – und ist mit jeweils 5.000 Dollar dotiert.
Einen besonderen Schwerpunkt erfahren dieses Jahr die USA. So werden Felice und Jack Cohen Joppa in der Kategorie „Aufklärung“ für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen die Atomkraft geehrt. Mit dem „Nuclear Register“ haben sie „mehr als 100.000 Anti-Atom- und Anti-Kriegswaffen-Aktionen dokumentiert“, wie es in der Presseerklärung des NFFA heißt. In der Kategorie „Lösung“ erhält Ray Acheson den Preis für ihre Arbeit als Direktorin des Abrüstungsprojekts „Reaching Critical Will“ der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (Women’s International League for Peace and Freedom, WIPF), der ältesten Frauen-Friedensorganisation. Ray Acheson engagiert sich zudem in der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) mit dem Ziel der Umsetzung des Atomwaffenverbots.
Mit dem Ehrenpreis wird die indigene US-Abgeordnete Deb Haaland (Laguna Pueblo) ausgezeichnet. Die Demokratin aus dem US-Bundesstaat Arizona hat wesentlich dazu beigetragen, den Indigenen in Washington eine Stimme zu geben, u.a. engagiert sie sich für die Erweiterung des „Radiation Exposure Copensation Act“. Das 2019 verabschiedete Gesetz sieht die Entschädigung von Uranbergarbeitern (vor allem Dineh), aber auch von Betroffenen der Auswirkungen des ersten Atombombentests vor, der auf der Trinity Testsite, dem Land der Mescalero Apachen, durchgeführt wurde. Zum 75. Jahrestag der ersten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 ist es längst überfällig, den Blick auch auf die betroffenen Indigenen zu richten.
Infos: www.nuclear-free.com
Mahnwachen für Leonard Peltier
Der politische Häftling Leonard Peltier wird am 12.09.2020 seinen 76. Geburtstag im US-Gefängnis Coleman in Florida begehen. Seit 44 Jahren ist der AIM-Aktivist in Haft. Bislang scheiterte jede Bemühung eine vorzeitige Entlassung oder Begnadigung zu erwirken.
Die Leonard Peltier Support Group RheinMain wird daher am 12.09. Mahnwachen in Köln und Leipzig abhalten und um 22:00 Uhr eine Slideshow bei Youtube einstellen (https://youtu.be/ZWuIURSHSu8).
Zudem ist Michael Koch im September zur 9. Lesereise des Buches “Ein Leben für die Freiheit - Leonard Peltier und der indianische Widerstand” unterwegs.
Infos: www.leonardpeltier.de
Trumps Angriff auf Alaska
Die Pläne der Trump-Administration, die 1,56 Millionen Hektar große Küstenebene des Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) für die Verpachtung zur Öl- und Gasexploration zu öffnen, werden von indigenen Völkern und verbündeten Umweltorganisationen vor einem Bundesgericht angefochten.
Zwei Klagen, die am 25. August 2020 vor dem US-Bezirksgericht in Anchorage eingereicht wurden, verweisen darauf, dass der Vorstoß der Trump-Regierung, nach Öl und Gas zu suchen, kritische Lebensräume für Vögel, Karibus, Meeressäuger und andere Arten sowie die Lebensweise der Gwich’in Nation bedroht, die seit Jahrtausenden im Yukon und in den Nordwest-Territorien in Kanada leben.
Die Klagen, die von den Trustees for Alaska, einer Anwaltsvereinigung zum Schutz der Umwelt, im Namen der Gwich’in und von Earthjustice im Namen von vier anderen Umweltgruppen eingereicht wurden, zielen beide darauf ab, das Innenministerium daran zu hindern, Land innerhalb der ANWR zur Erforschung zu pachten. In ihrer Klage führen die Trustees for Alaska insbesondere an, dass eine Öl- und Gasförderung gegen den “Alaska National Interest Lands Conservation Act”, den “National Wildlife Refuge System Administration Act”, den „National Environmental Policy Act“, den „Wilderness Act“ und den „Endangered Species Act“ verstoßen.
Die Trump-Administration hat bis Ende Oktober Zeit, auf die Klagen zu reagieren.
Info: Im Internet gibt es zahlreiche Petitionen zum Schutz des ANWR, u.a. https://www.arcticrefugedefense.org/act/take-action?sc=Trustees
Lesung „Unter dem Nordlicht“ von Manuel Menrath
Am 21. Oktober 2020 liest der Schweizer Historiker Manuel Menrrath aus seinem neuen Buch «Unter dem Nordlicht». Menrath bereist für sein Buch die entlegenen Gebiete im hohen Norden Kanadas und traf Mitglieder der indigenen Cree und Ojibwe in ihren Reservaten. Manuel Menraths faszinierendes und tief beeindruckendes Buch berichtet vom Leben derer, die schon seit Jahrtausenden in Kanada leben – und lässt sie selbst zu Wort kommen.
Info: Mittwoch, 21. Oktober 2020, 19.00 – 20.30 Uhr im NONAM Nordamerika Native Museum in Kooperation mit Incomindios (Eintritt: 25 CHF), www.incomindios.ch
Hinrichtung von Lezmond Mitchell
Am 26. August 2020 wurde der 38-jährige Dineh, der einzige Indigene in den Todeszellen der USA, durch eine Giftspritze im Bundesgefängnis von Haute Terre in Indiana hingerichtet. Mitchell war 2001 wegen Mordes an der 63-jährigen Dineh Alyce Slim und ihrer neunjährigen Enkelin Tiffany zum Tode verurteilt worden. Er war der erste Indigene und vierte US-Gefangene, welcher durch die Bundesregierung hingerichtet wurde, d.h. nachdem die Trump-Administration 2019 die Todesstrafe für Bundesgefangene nach einem 2003 von Obama erlassenen Moratorium wieder eingeführt hatte.
Zum Tatzeitpunkt war Mitchell gerade 20 Jahre alt geworden, der Mittäter Johnny Orsinger war noch minderjährig. Mit 30 Messerstichen wurde die Frau ermordet und dann ihre Enkelin getötet, die sie beide in den Chuska Mountains nördlich von Window Rock deponierten. Vor der Jury – elf Weißen und einem Dineh – beteuerte Mitchel, der im Gegensatz zu Orsinger nie zuvor durch Gewalttätigkeit aufgefallen war, dass er die Morde nicht begangen habe, doch die Jury und Staatsanwalt John Ashcroft konzentrierten sich auf Mitchell als Haupttäter, da Orsinger zur Tat noch minderjährig war und daher keine Todesstrafe gegen ihn verhängt werden konnte. Nach den Recherchen von The Intercept wollte Ashcroft unbedingt ein Todesurteil. Außerdem weise das ganze Verfahren diverse Versäumnisse auf – Mitchell verbrachte die ersten 25 Tage im Gefängnis ohne Kontakt zu einem Anwalt, im Prozess berief der Pflichtverteidiger keinen einzigen Entlastungszeugen und der Prozess sei von rassistischen Vorurteilen geprägt gewesen.
Die Tat schockierte auch die Navajo Nation, die sich jedoch generell gegen die Todesstrafe positioniert hat und an Trump appellierte, das Todesurteil in lebenslängliche Haft umzuwandeln. Auch die Familie der Opfer sprach sich gegen die Todesstrafe aus. Für die Navajo Nation ist der Fall vor allem ein Eingriff in die Hoheitsrechte des Stammes. Die Todesstrafe sei mit der Kultur der Dineh unvereinbar. Insgesamt appellierten 13 Stammesregierungen, Indigene von 90 Stämmen und der National Congress of American Indians vergeblich an Trump, die Todesstrafe in lebenslange Haft ohne Bewährung umzuwandeln.
Coyote Nr. 122 erschienen
Der aktuelle Coyote berichtet über die jüngsten Entwicklungen in „Indian Country“. Aus aktuellem Anlass beschäftigen wir uns mit dem Komplex „Indigenous Lives Matter“ und erforschen insbesondere die Polizeigewalt gegen Indigene in Kanada – ein Thema, das bislang kaum Beachtung in der breiten Öffentlichkeit findet.
Im Zuge der Debatten um koloniale Denkmäler und rassistische Logos ist auch im Hinblick auf „Indianer-Maskottchen“ etwas in Bewegung geraten. Weniger Fortschritt lässt sich leider im Hinblick auf die Bekämpfung der Gewalt an indigenen Frauen verzeichnen. Ein Jahr nach Veröffentlichung des kanadischen Untersuchungsberichts wurden nur wenige der Empfehlungen und Forderungen umgesetzt. Zwischen Hoffnungsschimmer und Rückschlag verläuft der Kampf gegen die Pipelines – Dakota Access Pipeline, Keystone XL und Trans Mountain. Außerdem berichten wir über COVID-19 und 30 Jahre nach Oka. In der Rubrik Kultur stellen wir neue Bücher und Filme vor.
Viele Grüße
Monika Seiller
Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V.
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Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (AGIM) ist ein gemeinnütziger Verein (gegr. 1986) zur Unterstützung der Rechte der indigenen Völker Nordamerikas und Herausgeberin des Magazins COYOTE.
AGIM e.V. (Action Group for Indigenous and Human Rights, est. 1986) is a non-profit human rights organization dedicated to supporting the right to self-determination of Indigenous peoples in North America. We publish a quarterly magazine COYOTE.
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