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Little Indian

Image von Oliver Kluge (veröffentlicht 4/1995)

Nach dem Erfolg auf der Kinoleinwand erscheint Little Indian nun auf Video zum Leihen und Kaufen. Die Komödie, 1994 in Frankreich produziert, handelt von dem dauergestreßten Börsenmakler Stéphane. Der Mittvierziger möchte wieder heiraten, doch ohne Scheidung geht das nicht. Seine Frau Patricia hat ihn wegen seines rastlosen Lebenswandels vor dreizehn Jahren verlassen und ist ausgestiegen - in den Amazonas. Dort hat sie ein neues Leben in einem Indianerdorf begonnen.

Um die für die Scheidung notwendige Unterschrift zu bekommen, entschließt sich Stéphane, sie im Dschungel aufzusuchen. Spätestens hier wird deutlich, daß es in diesem Film nur vordergründig um Indianer geht - Ziel ist eher eine ironische Bespiegelung unserer ach so zivilisierten Welt. Zu komisch wirkt der Yuppie mit seinem Laptop, der auch im Amazonas-Dschungel nicht von der hektischen Börsenspekulation lassen kann.

Im Dorf angekommen fängt die Demontage von Stéphanes Leben an. Running gag ist da ein Bildschirmschoner, mit dem Stéphanes Laptop diesen beim Einschalten immer mit »Hallo Süßer« begrüßt. Da die Dorfbewohner Stéphanes Sprache nicht sprechen, nehmen sie an, daß der komische Kasten ihn mit seinem Namen begrüßt - und so reden ihn alle folgerichtig auch immer mit »Hallo Süßer« an.

Patricia stellt ihm Mimi-Siku vor, einen »Indianerjungen«, der aber der Sohn der beiden ist. Der Kleine wünscht sich nichts sehnlicher, als Stéphanes Welt kennenzulernen. Nachdem Stéphane ihm leichtsinnigerweise verspricht, ihm sein »Dorf« zu zeigen, nimmt das Unheil seinen Lauf. Als Stéphane ihn dann mit stolzgeschwellter Brust als frischgebackener Vater mit nach Paris nimmt, kommt der Film richtig auf Touren.

Mimi-Siku ist fasziniert von dem großen Dorf, in dem sein Vater lebt. Er fühlt sich gleich heimisch, doch er versucht, die Welt mit den Maßstäben und Methoden des Dschungels sowie einer großen Portion kindlicher Unbefangenheit zu bewältigen. Die Mischung aus Unverständnis und Faszination, mit der seine Umwelt auf ihn dabei reagiert, ist ein permanenter Dauerangriff auf die Lachmuskulatur. Dabei kommt das romantische Moment nicht zu kurz, da es nicht lange dauert, bis sich Mimi-Siku in die Tochter von Stéphanes Arbeitskollegen verliebt…

Puristen könnten einwenden, daß die indianische Kultur dem Film nur als exotisches Beiwerk dient, doch ist dieser Einwand sicherlich übertrieben. Der Witz des Films liegt in der direkten Kollision zweier unvereinbarer Welten. Dabei vermeidet es Regisseur Hervé Palud, der zusammen mit Igor Aptekman auch das Drehbuch schrieb, den »Indianer« vorzuführen - es ist die westliche Zivilisation, die sich ein ums andere Mal bis auf die Knochen blamiert.

Little Indian ist eine französische Komödie bester Spielart, die nicht durch technischen Aufwand in der Realisierung, sondern durch ein lebendiges, vor Witz sprühendes Drehbuch zu begeistern weiß. Thierry Lhermitte (Stéphane) und Ludwig Briand als Mimi-Siku geben den Rollen den notwendigen Charakter und machen einen Gutteil der Faszination des Films aus.

Little Indian - Barfuß durch die große Stadt (Un indien dans la ville) ICE3, Frankreich 1994 Regie: Hervé Palud Darsteller: Thierry Lhermitte, Patrick Timsit, Ludwig Briand, Miou-Miou Erhältlich bei Amazonlink-external. Link: Trailer auf Allociné (franz.)link-external

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Donnerstag, 27. Januar 2022 23:09:16 CET von oliver. (Version 10)

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