von Lance Henson
(Übersetzung Peter Strubl?)
(veröffentlicht 3/1999)
Vor fünf Jahren wurde ich von einigen Stammesvölkern nach Thailand, Singapur, Neuseeland und Papua-Neuguinea eingeladen, um ihr Land und ihre Dichter kennenzulernen. Der Besuch war eine einschneidende, schöne Erfahrung, die mein Leben veränderte. Während des beginnenden Monsuns begegnete ich in einer Wellblechhütte in den Hochländern Papua-Neuguineas siebzig Dichtern verschiedener Stämme.
Das Treffen war einberufen worden, um mich über die gewaltsamen Auseinandersetzungen wegen der Rohstoffausbeutung zu informieren. Transnationale Gruppen sind dabei, die Assimilierung dieser Stämme voranzutreiben. Die Stammesoberhäupter erklärten, dass sie Widerstand leisten würden, dass sie sich aber zugleich der Gefahr des Imperialismus bewusst seien. Dies hatte mein Volk, die Cheyenne, in den vergangenen Jahrhunderten zu gewärtigen. Sie wussten also von dem 500jährigen Widerstand der Indianer. Diese Anführer und Dichter erzählten mir, dass sie bereit seien, für ihre Lebensweise zu kämpfen. Als Mitglied einer Stammesgesellschaft und politischer Aktivist wurde mir klar, dass etwas getan werden muss, damit diese Menschen Gehör nden.
Bei der Sitzung der UN Working Group on Indigenous Peoples wurde im Juli 1998 die Treaty Study vorgestellt, die vom UN-Sonderbeauftragten Miguel Alfonso Martinez erstellt wurde.
In Martinez‘ Studie wird besonders betont, dass Landbesitz unmittelbar mit den Schwierigkeiten von Urvölkern im Umgang mit Staaten zusammenhängt. Viel Land geht ihnen bis heute verloren. Martinez ihrt aus, dass die meisten Stammesvölker Verträge in gesetzlichen Rahmen aushandeln müssen, auf die sie keinen Einuss haben. Das wichtigste Ergebnis ist, dass Verträge gültige Instrumente internationalen Rechts sind, ein Umstand der durch Rassismus und eurozentrischer Denkweise häug ausgeklammert wurde.
Ich schlage daher eine Lesereise mit Dichtem aus Ureinwohnervölkern vor, die durch multinationale Konzerne und Regierungen in ihrer Lebensweise bedroht sind. Dichtung ist eine unabdingbare Kraft im kulturellen, religiösen und politischen Leben indigener Völker. Viele Dichter sind am Kampf ihrer Völker gegen die Tyrannei des wirtschaftlichen Kolonialismus beteiligt.
Über zwanzig Jahre versammelten sich Vertreter der Ureinwohner in Genf bei den Vereinten Nationen. Dieses Forum ist einer der wenigen Orte, an denen die Stammesvölker Einuss auf Regierungen ausüben können, deren Begehrlichkeiten sich zu ihrem Nachteil auswirken.
Das Projekt “Words from the edge” soll den laufenden Dialog bei der UNO ergänzen und neue Wege der Verständigung mit Gemeinden, Schulen und Universitäten in Europa schaffen. Im Herbst 2000 sollen daher sechs indigene Lyriker, je drei Männer und drei Frauen in mehreren europäischen Ländern Lesungen, Vorträge und Seminare halten.
Zu den Unterstützern zählen die Big Mountain Aktionsgruppe e.V., Survival International, Incomindios, Selene Edizioni und das Telluride Institute in Colorado. Im Rahmen dieser Reise sollen verschiedene Themen zur Lyrik indigener Völker diskutiert werden. Die Veranstaltungen sollen von einem informativen Programm umrahmt werden, das neben Dokumentation der Lebensbedingungen und der politischen Situation auch anderen kulturellen Ausdrucksformen Raum gibt.
Die Kosten für “Words from the edge” belaufen sich auf ca. 60.000 DM, die nur zum Teil durch Fördergelder von Stiftungen abgedeckt werden können. Spenden können steuerlich absetzbar auf folgendes Konto überwiesen werden:
Big Mountain Aktionsgruppe e.V.
Konto 17-223 470
Kennwort Words“
Stadtsparkasse München
BLZ 701 500 00
Hinweis: Das Buch ist in unserer Sales Corner bestellbar!