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Kinder- und Jugendbuchklassiker der Indianerliteratur

Blauvogel, Wahlsohn der Irokesen (Cover: Der Kinderbuch Verlag Berlin) Wiederentdeckte Klassiker

von Dionys Zink
(veröffentlicht 2/2007)

Für Erstleser und zum Vorlesen: „Fliegender Stern“ von Ursula Wölfel . Keine Frage, das ist eine Geschichte für Jungen, die ihre Umwelt schrittweise erweitern und erfahren wollen. Der Leser oder Zuhörer kann mitverfolgen, wie Fliegender Stern mit jeder neuen Erfahrung älter wird und sich schließlich eine große Aufgabe vornimmt. Nach wie vor erfreut sich dieser Text in Grundschulen großer Beliebtheit, nicht zuletzt deswegen, weil er sich gut als Grundlage für größere Projekte in der ersten und zweiten Jahrgangsstufe eignet.

Für Leser ab 10 Jahren: „Blauvogel, Wahlsohn der Irokesen“ von Anna Jürgen. Der Roman erzählt die Geschichte des George Ruster, der im Jahr 1755 von Irokesen entführt wird und das Leben dieses indianischen Volkes teilt. Mit erstaunlicher Vorstellungskraft gestaltet, führt die Geschichte in eine Variante indianischer Kultur ein oder präsentiert sie so, wie sie gewesen sein könnte. Anna Jürgen nimmt mit dieser Geschichte auf die zahlreichen belegten Fälle Bezug, in denen weiße Kinder bei Indinaern aufwuchsen und sich bei erneutem Kontakt mit der weißen Zivilsation aus verständlichen Gründen nicht mehr von ihren Adoptivfamilien trennen wollten.

Roter Weg (Cover: Benzinger) Für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren: “Roter Weg” von Stig Ericson . In der Tradition der dokumentarischen Jugendliteratur steht dieser Roman, der die Geschichte des Lakota-Indianers Frank Many Horses erzählt, vom alltäglichen Rassismus und vom wachsenden Widerstand der Indianer in den 70er Jahren handelt. Wer die Mühe sich durch Berge von Dokumentationen zu arbeiten sparen will, kann sich mit diesem Roman über die Anfänge des American Indian Movement informieren.

Für Leser und Leserinnen ab 16 Jahren: Indianische Liebesgeschichte „Laughing Boy“ von Oliver LaFarge . Der Ethnologe LaFarge (1901 – 1963) veröffentlichte diesen Roman 1929 und erhielt dafür den Pulitzer-Preis. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen Lachender Knabe und Schlankes Mädchen auf dem Hintergrund der frühen Reservationszeit der Navajo-Indianer um 1915. Natürlich tut man gut daran, diesen Text mit gewisser Vorsicht zu genießen, denn zu sehr war LaFarge auch das Opfer seiner eigenen romantizistischen Sichtweise. Möglicherweise ist diese aber schlichtweg notwendig, um eine zartbittere Liebesgeschichte zu erzählen.

Der Junge, der die Sonne fing (Cover: Verlag Königsfurt) Für Zuhörer und Leser vom Grundschul- bis zum Erwachsenenalter: „Der Junge, der die Sonne fing“ Märchen der nordamerikanischen Indianer, übersetzt und herausgegeben von Frederik Hetmann. Bereits in den siebziger Jahren erschien diese Sammlung unter dem Titel Indianermärchen aus Nordamerika und wurde 2003 im Königsfurt-Verlag neu aufgelegt. Frederik Hetmann (1934 – 2006) versammelte in dieser überarbeiteten Neuausgabe Märchen und Mythen aus den verschiedensten Kulturkreisen des nordamerikanischen Kontinents. Es finden sich Geschichten der Navaho, Kiowa-Apache, der Pawnee und der Irokesen. Die von Hetmann kongenial übertragenen Texte vermitteln geschickt zwischen der außereuropäischen Erzähltradition.

Während sich die globalisierte Töpfer-Leserschaft am erzählerischen Kadaver eines Zauberlehrlings gütlich tut, könnte man einen Blick zurückwerfen und ein paar Bücher abstauben aus einer Zeit, als „fantasy“ noch nichts mit den geschlossenen Weltbildern englischer Internate zu tun hatte. Für den, der nicht glaubt schon alles gesehen zu haben, bieten literarische Texte der Indianerliteratur Zugang zu Welten, welche die Phantasie jenseits des „Fantasy“-Ghettos anregen.

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Sonntag, 10. Januar 2021 11:17:00 CET von oliver. (Version 4)