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Auf brennendem Eis

Image Auf traurigem Eislink

von Oliver Kluge (veröffentlicht 1994)

Seit ein paar Wochen ist ein neuer Typ Film in den Kinos, ein Typ, der uns wohl noch öfter bevorsteht. “Auf brennendem Eis” - so der deutsche Verleihtitel für “On Deadly Ground” - ist eine Mischung aus Action- und Ökofilm. So will es die Promotion des Filmverleihs jedenfalls suggerieren. Man kann es auch als Actionfilm mit “Message” sehen.

Actionstar Steven Seagal spielt die Hauptrolle und führt - zum ersten Mal - selbst Regie. Seagal hat einen Ruf, daß in seinen Actionfilmen physische Gewalt mitunter besonders hart dargestellt wird, und er bleibt diesem Ruf auch in seinem neuesten Film treu. Er spielt dabei den Chef einer Löschfirma für Ölförderplattformen, Forrest Taft. Von Anfang an wird klargemacht, wer in diesem Film die Guten und die Bösen sind. Forrest Taft wird schnell in eine Intrige hineingezogen, in derem Verlauf Michael Caine als gewissenloser Manager Jennings dem Glanz des Mammons restlos verfallen ist und beim Reicherwerden auch über Leichen geht.

Dessen Firma Aegis Oil fördert in Alaska Erdöl und gerät dabei in ständigen Konflikt mit der dort lebenden Urbevölkerung, den Inuit. Spätestens ab der Szene, bei der auf einer Pressekonferenz nach einem Großbrand abwiegelnde Manager und aufgebrachte Inuit aneinander geraten, ist der weitere Verlauf des Films vorhersagbar: Forrest Taft erträgt mehr und mehr Verbrechen des profitgierigen Jennings, bis es ihm schließlich reicht und er alles aufmischt. Seagal geht dabei gewohnterweise nicht zimperlich vor; in dem Film werden ganze Raffinerien in die Luft gejagt…

Daß dem Film eine permanente “Message” aufgedrückt wurde, zeigt sich schon deutlich in einer Sequenz, in der Forrest Taft in einer Kneipe einem Indianer hilft und sich dabei mit einem betrunkenen Arbeiter anlegt. Seagal macht ihn in bekannter Manier fertig, aber diesmal legt er hinterher noch einen Satz drauf: “Wie lange wird es dauern, bis einer gelernt hat”. Solchermaßen dick aufgetragene Moral nach einer durchaus gewalttätigen Sequenz ist wohl das richtige für amerikanischen Geschmack - political correctness überall. Diese Masche zieht sich durch den gesamten Film wie ein roter Faden.

“Auf brennendem Eis” kann man sich - wenn man die penetrante “Message” außen vor läßt - wie einen Actionfilm anschauen. Als Actionfilm hat Seagals Streifen durchaus Qualitäten. Bei einem Actionfilm ist die Gewalt auch nicht störend - sie ist ja Stilelement und Seagal beherrscht dies Metier hervorragend. Als “Ökofilm”, gleich wie man das definieren mag, ist der Film jedoch eine völlige Katastrophe. Schon allein die Penetranz der “Message” dürfte bei einem europäischen Publikum eher für Ablehungen sorgen, in Amerika mag das anders sein. Die Mischung aus beidem erscheint nur der Opportunität willen eingeführt worden zu sein - political correctness.

Die Inuit dürften jedoch allen Grund haben, sich über den Film zu ärgern. Der Film bedient sich aller bekannter Klischees des Lebens von Eskimos und präsentiert die Probleme der Ureinwohner praktisch gar nicht. Der Film verkürzt die Ausbeutung indigener Völker auch auf das Gewinnstreben einiger weniger geldgieriger Männer - schön, wenn es nur das wäre. In Wahrheit handelt es sich jedoch um ein politisches Problem. Mit der Verkürzung lenkt der Film - absichtlich oder unabsichtlich - vom wahren Grund der Problems ab und präsentiert ein im Grunde viel kleineres Problem. Für dieses wird dann auch gleich eine funktionierende Lösung präsentiert: Rache durch nackte, ungeschminkte Gewalt. Dazu muß angemerkt werden, daß der Film für das deutsche Publikum heftig geschnitten wurde. Dabei werden schon mal ganze Sequenzen herausgenommen, deutschen Zusehern kann man soviel offenbar nicht zumuten.

Daß Seagal, entgegen der Werbung für den Film, an den Inuit gar nicht so viel gelegen hat, kann man auch an der Produktion des Films sehen. Zwar hat Seagal an Originalschauplätzen in Alaska drehen lassen, aber fast durchweg auf Inuit verzichtet. Der Abspann des Films listet hingegen viele, viele asiatische Namen auf - der Zuschauer wird’s schon nicht merken, und so groß ist der Unterschied zwischen Asiaten und Inuit ja auch nicht. So agiert denn Joan Chen als schöne Inuitfrau.

Seagal kommt also in das Land der Inuit, dreht mit einem eingeflogenen Team einen Film, der “Mother Earth” als Hintergrund und von den Inuit nur die Klischees alter Tage als hübsche Dekoration verwendet. Der minutenlange Epilog über die Natur, deren Umweltzerstörung und so weiter wirkt eher peinlich. Der Name Greenpeace, der im Abspann auftaucht, hilft da auch nichts mehr. Aber so kann man dann endlich einen Actionfilm auch mit “Alternativ” und “Öko” labeln - süßer die Kassen nie klingeln.

On Deadly Ground (Auf brennendem Eis) USA 1994 Regie: Steven Seagal Darsteller: Steven Seagal, Michael Caine, Joan Chen Link: Trailer auf IMDblink-external

Auf Amazon Primelink-external ansehen (gebührenpflichtig)

Erstellt von oliver. Letzte Änderung: Montag, 31. Januar 2022 21:56:57 CET von oliver. (Version 10)

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